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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines angetriebenen Anhängers nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aus der
DE 35 35 225 A1 ist ein Verfahren zum Betreiben eines angetriebenen Anhängers eines als Zugfahrzeug dienenden Kraftfahrzeugs bekannt, wobei der Anhänger gelenkig an einem Kupplungspunkt des Kraftfahrzeugs für den Anhänger angekoppelt ist. Nach diesem Stand der Technik verfügt der Anhänger über einen hydraulischen Fahrantrieb aus einer Verstellpumpe und einem Motor, wobei der Fahrantrieb beide angetriebenen Räder des Anhängers gemeinsam und gleichartig antreibt und in Abhängigkeit eines Knickwinkels zwischen der Längsachse des Kraftfahrzeugs und der Längsachse des Anhängers betrieben wird.
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Das aus dem Stand der Technik bekannte Verfahren zum Betreiben eines angetriebenen Anhängers verfügt über den Nachteil, dass der Anhänger die Fahrbarkeit des Kraftfahrzeugs beeinflusst und unter Umständen das Kraftfahrzeug destabilisiert. Es besteht daher Bedarf an einem Verfahren zum Betreiben eines angetriebenen Anhängers eines Kraftfahrzeugs, mit welchem die obigen Nachteile vermieden werden können.
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Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, ein neuartiges Verfahren zum Betreiben eines angetriebenen Anhängers zu schaffen. Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Erfindungsgemäß werden an einzeln angetriebenen Rädern des Anhängers Antriebsmomente für die angetriebenen Räder so gewählt, dass Massenträgheitskräfte der Anhängermasse bezogen auf den Kupplungspunkt ausgeglichen werden.
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Mit der hier vorliegenden Erfindung wird erstmals vorgeschlagen, für die angetriebenen Räder des Anhängers, bei welchen es sich um einzeln und damit unabhängig voneinander bzw. individuell antreibbare Räder handelt, Antriebsmomente so zu wählen, dass Massenträgheitskräfte der Anhängermasse bezogen auf den Kupplungspunkt des Anhängers am Kraftfahrzeug ausgeglichen werden. Hierdurch verhält sich der Anhänger im Fahrbetrieb neutral. Der Anhänger beeinflusst demnach nicht die Fahrbarkeit des Kraftfahrzeugs, weder beim Beschleunigen noch beim Verzögern desselben. Ferner wird das Kraftfahrzeug nicht durch den Anhänger destabilisiert.
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Vorzugsweise werden aus einem Kräftegleichgewicht und einem Momentengleichgewicht diejenigen Radkräfte der einzeln angetriebenen Räder ermittelt, bei deren Anliegen die Massenträgheitskräfte der Anhängermasse bezogen auf den Kupplungspunkt bei der Bescheinigung oder Verzögerung des Anhängers ausgeglichen werden, wobei aus diesen Radkräften die Antriebsmomente für die angetriebenen Räder ermittelt werden.
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Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung. Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird, ohne hierauf beschränkt zu sein, an Hand der Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigt:
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1 eine schematisierte Darstellung eines Kraftfahrzeugs mit einem angetriebenen Anhänger zur Verdeutlichung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betreiben eines angetriebenen Anhängers eines Kraftfahrzeugs;
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2 eine Ersatzschema des angetriebenen Anhängers.
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1 zeigt stark schematisiert ein Kraftfahrzeug 1 zusammen mit einem angetriebenen Anhänger 2 des Kraftfahrzeugs 1. Der Anhänger 2 ist an einem Kupplungspunkt 3 gelenkig an das Kraftfahrzeug 1 angekuppelt.
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In 1 ist mit einer gestrichelten Linie 4 eine Längsachse des Kraftfahrzeugs 1 und mit einer gestrichelten Linie 5 eine Längsachse des Anhängers 2 visualisiert, wobei diese beiden Längsachsen 4 und 5 einen Winkel α einschließen können, der nachfolgend als Knickwinkel α zwischen der Längsachse 4 des Kraftfahrzeugs 1 und der Längsachse 5 des angetriebenen Anhängers 2 bezeichnet wird.
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Wie bereits ausgeführt, handelt es sich beim Anhänger 2 um einen aktiv angetriebenen Anhänger. So sind gemäß 1 Räder 6 und 7 des Anhängers 2 einzeln und damit individuell antreibbar, wobei gemäß 1 ein zu einer ersten Seite der Längsachse 5 des Anhängers 2 positioniertes erstes Rad 6 des Anhängers 2 von einem ersten Antrieb 8 und ein an einer zweiten Seite der Längsachse 5 des Anhängers 2 positioniertes zweites Rad 7 von einem zweiten Antrieb 9 angetrieben werden kann.
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Bei den Antrieben 8 und 9 für die Räder 6 und 7 des Anhängers 2 handelt es sich vorzugsweise um elektrische Maschinen, wobei elektrische Energie zum Antrieb der elektrischen Maschinen 8 und 9 von einem elektrischen Energiespeicher 10, der Bestandteil des Anhängers 2 ist, bereitgestellt wird. Über eine elektronische Steuerungseinrichtung 11, die ebenfalls Bestandteil des Anhängers 2 ist, können die elektrischen Maschinen 8 und 9 angesteuert werden.
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Es sei darauf hingewiesen, dass die Ausführung der Antriebe 8 und 9 für die Räder 6 und 7 des Anhängers 2 als elektrische Maschinen bevorzugt ist. Im Unterschied hierzu ist es jedoch auch möglich, dass die Antriebe 8 und 9 als hydraulische Antriebe ausgeführt sind. Von Bedeutung ist, dass die Räder 6 und 7 des Anhängers 2, die zu unterschiedlichen Seiten der Längsachse 5 des Anhängers 2 positioniert sind, einzeln und damit individuell antreibbar sind.
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Erfindungsgemäß wird der angetriebene Anhänger 2 so betrieben, dass an den einzeln angetriebenen Räder 6 und 7 des Anhängers 2 Antriebsmomente für die angetriebenen Räder 6 und 7 so gewählt werden, dass Massenträgheitskräfte der Anhängermasse des Anhängers 2 bezogen auf den Kupplungspunkt 3 ausgeglichen werden. Hierdurch kann gewährleistet werden, dass der Anhänger 2 seine Massenträgheit selbst ausgleicht und derselbe die Lenkbarkeit des Kraftfahrzeugs 1 weder beim Beschleunigen noch beim Verzögern des Kraftfahrzeugs 1 beeinträchtigt. Das Kraftfahrzeug 1 wird auch durch einen schweren Anhänger 2 nicht destabilisiert.
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Weitere Details des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betreiben des angetriebenen Anhängers 2 werden nachfolgend unter Bezugnahme auf 2 beschrieben, wobei in 2 ein Ersatzschaltbild für den Anhänger 2 gezeigt ist. So zeigt 2 neben den beiden Räder 6 und 7 sowie dem Kupplungspunkt 3 des Anhängers 2 einen Masseschwerpunkt 12 des Anhängers 2 sowie einen Drehpunkt 13 desselben. Unter dem Drehpunkt 13 des Anhängers 2 ist derjenige Punkt des Anhängers 2 zu verstehen, um den sich der Anhänger 2 dann dreht, wenn Geschwindigkeiten bzw. Radkräfte der Räder 6, 7 betragsmäßig gleich groß sind jedoch unterschiedliche Vorzeichen aufweisen und damit entgegengerichtet sind.
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Wie bereits ausgeführt, werden die Antriebsmomente für die einzeln angetriebenen Räder 6 und 7 des Anhängers 2 so gewählt, dass die Massenträgheitskräfte der Anhängermasse des Anhängers 2 bezogen auf den Kupplungspunkt 3 ausgeglichen werden. Hierzu wird vorzugsweise aus einem Kräftegleichgewicht und einem Momentengleichgewicht für die angetriebenen Räder 6 und 7 jeweils eine Radkraft FR und FL ermittelt, bei der deren Anliegen die Massenträgheitskräfte der Anhängermasse 2 bezogen auf den Kupplungspunkt 3 beim Beschleunigen oder Verzögern des Anhängers 2 ausgeglichen werden, wobei aus diesen Radkräften FR und FL die Antriebsmomente MR und ML für die angetriebenen Räder 6 und 7 ermittelt werden.
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Das Kräftegleichgewicht, auf Grundlage dessen die Kräfte FR und FL der angetriebenen Räder 6 und 7 ermittelt werden, basiert vorzugsweise auf folgender Gleichung: FDYN-X + FR + FL = 0 wobei FDYN-X die dynamische Massenträgheitskraft des Anhängers 2 in Richtung der Längsachse 5 des Anhängers 2 ist, wobei FL die Radkraft des angetriebenen Rads 7 und FR die Radkraft des angetriebenen Rads 6 ist.
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Das Momentengleichgewicht, auf Grundlage dessen die Radkräfte FR und FL der angetriebenen Räder 6 und 7 ermittelt werden, basiert vorzugsweise auf folgender Gleichung: FDYN-Y × c + FR × d – FL × d = 0 wobei FDYN-Y die dynamische Massenträgheitskraft des Anhängers 2 quer bzw. senkrecht zur Längsachse 5 des Anhängers 2 ist, wobei FL die Radkraft des angetriebenes Rads 7 und FR die Radkraft des angetriebenes Rads 6 ist, wobei d der Abstand der Räder 6, 7 zur Längsachse 5 des Anhängers 2 ist, und wobei c der Abstand des Masseschwerpunkts 12 des Anhängers 2 zum Drehpunkt 13 desselben ist.
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Bei dem obigen Momentengleichgewicht handelt es sich um das Momentengleichgewicht um den Drehpunkt 13 des Anhängers 2.
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Die obigen dynamischen Massenträgheitskräfte FDYN-X und FDYN-Y des Anhängers 2 werden vorzugsweise auf Basis folgender Gleichungen ermittelt: FDYN-X = m × aX FDYN-Y = m × aY wobei m die Masse des Anhängers 2 ist, wobei aX die Beschleunigung des Anhängers 2 in Richtung der Längsachse 5 des Anhängers 2 ist, und wobei aY die Beschleunigung des Anhängers quer bzw. senkrecht zur Längsachse 5 des Anhängers 2 ist.
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Durch Einsetzen der obigen Gleichungen für die dynamischen Massenträgheitskräfte FDYN-X und FDYN-Y in das obige Kräftegleichgewicht sowie Momentengleichgewicht und durch Auflösen der Gleichungen nach den Radkräften FR und FL ergeben sich für die Radkräfte FR und FL folgende Gleichungen: FR = 0,5 × m ×( c / d × aY + aX) FL = 0,5 × m ×(– c / d × aY + aX)
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Aus den Radkräften FL und FR der angetriebenen Räder 6 und 7 können die Antriebsmomente ML und MR für dieselben, die von den Antrieben 8 und 9 derselben aufzubringen sind, aus dem Reifenradius der Räder 6 und 7 nach folgenden Gleichungen ermittelt werden: ML = FL × rL MR = FR × rR wobei rR der dynamische Reifenradius des Rads 6 und rL der dynamische Reifenradius des Rads 7 ist.
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Nach einer ersten vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung werden als Beschleunigungen aX und aY des Anhängers 2 zu erwartende Beschleunigungen des Masseschwerpunkts 12 des Anhängers 2 verwendet, wobei diese zu erwartenden Beschleunigungen des Masseschwerpunkts 12 des Anhängers 2 aus der Geometrie des Kraftfahrzeugs 1, aus der Geometrie des Anhängers 2, aus dem Lenkwinkel des Kraftfahrzeugs 1, aus der Fahrtgeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs 1 und aus dem Knickwinkel α zwischen der Längsachse 4 des Kraftfahrzeugs 1 und der Längsachse 5 des Anhängers 2 errechnet werden. Hierbei kann auf ein sogenanntes lineares Einspurmodell zurückgegriffen werden, das dem hier angesprochenen Fachmann geläufig ist.
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Alternativ können die Beschleunigungen aX und aY des Anhängers 2 aus der Geschwindigkeit des angetriebenen Rads 6 und aus der Geschwindigkeit des angetriebenen Rads 7 errechnet werden, wobei es sich bei den Geschwindigkeiten der Räder 6 und 7 vorzugsweise um gemessene Geschwindigkeiten handelt.
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Dann, wenn die Beschleunigungen aX und aY aus den Geschwindigkeiten vR und vL der Räder 6 und 7 bestimmt werden, finden vorzugsweise folgende Gleichungen Verwendung: aX = d / dt(0,5 × (νL + νR)) aY = –c × (0,5 × 1 / d × (νL – νR)) wobei d der Abstand der Räder 6 und 7 zur Längsachse 5 des Anhängers 2 ist, wobei c der Abstand des Masseschwerpunkts 12 des Anhängers 2 zum Drehpunkt 13 desselben ist, und wobei d/dt zeitliche Ableitungen sind.
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Mit der hier vorliegenden Erfindung wird demnach ein Verfahren zum Betreiben eines angetriebenen Anhängers 2 vorgeschlagen, bei welchem für die einzelnen bzw. individuell bzw. unabhängig voneinander antreibbaren Räder 6 und 7 des Anhängers 2 Antriebsmomente ML und MR derart bestimmt werden, dass Massenträgheitskräfte der Anhängermasse des Anhängers 2 bezogen auf den Kupplungspunkt 3, an welchem der Anhänger 2 gelenkig an das Kraftfahrzeug 1 angekoppelt ist, ausgeglichen werden. So gleicht der Anhänger 2 seine Massenträgheit selbst aus und belastet nicht das Kraftfahrzeug 1 bzw. die Lenkbarkeit desselben. Das Kraftfahrzeug 1 wird selbst durch einen schweren Anhänger 2 nicht destabilisiert.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kraftfahrzeug
- 2
- Anhänger
- 3
- Kupplungspunkt
- 4
- Längsachse des Kraftfahrzeugs
- 5
- Langsachse des Anhängers
- 6
- Rad
- 7
- Rad
- 8
- Antrieb
- 9
- Antrieb
- 10
- Energiespeicher
- 11
- Steuerungseinrichtung
- 12
- Masseschwerpunkt des Anhängers
- 13
- Drehpunkt des Anhängers
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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