DE102009040526A1 - Verfahren zum Rührreibschweißen, Vorrichtung und Bauteil - Google Patents
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Abstract
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Rührreibschweißen, eine Vorrichtung zum Rührreibschweißen nach dem Oberbegriff des Patentanspruch 6, ein rührreibgeschweißtes Bauteil nach dem Oberbegriff des Patentanspruch 7 und Anwendungsgebiete für ein derartiges Verfahren bzw. eine derartige Vorrichtung.
- Rührreibschweißen oder Friction Stir Welding (FSW), wie es beispielsweise in der
WO 93/10935 A1 - Aus der
WO 00/02699 A1 - Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum Rührreibschweißen, das die vorgenannten Nachteile beseitigt und eine Einebnung eines Nahteinfalls erlaubt, sowie eine hierfür geeignete Vorrichtung zum Rührreibschweißen zu schaffen, um neue Anwendungsgebiete zu erschließen, sowie ein entsprechend rührreibgeschweißtes Bauteil auszubilden.
- Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Rührreibschweißen mit den Schritten des Patentanspruchs 1, durch eine Vorrichtung zum Rührreibschweißen mit den Merkmalen des Patentanspruch 6, durch ein rührreibgeschweißtes Bauteil mit den Merkmalen des Patentanspruchs 7 sowie durch Anwendungsgebiete nach dem Patentanspruch 10.
- Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus zwei Werkstücken durch Rührreibschweißen wird ein als „Bobbin Tool” ausgebildetes rotierbares Werkzeug eingesetzt, das einen hülsenartigen Werkzeugkörper hat, der eine ringartige Schulterfläche zum Einleiten einer Prozesskraft in die Werkstücke aufweist und durch den ein Rührstift mit einem tellerartigen Endabschnitt zum Einleiten einer der Prozesskraft entgegengerichteten Gegenkraft in die Werkstücke geführt ist. Zuerst werden die beiden Werkstücke zueinander positioniert. Dann wird das Werkzeug zu den Werkstücken ausgerichtet und angesteuert, wobei es mit einer in Richtung der Prozesskraft gerichteten Zusatzkraft beaufschlagt wird, so dass das Werkzeug eine Bewegung in Richtung der Prozesskraft ausführt und ein versetzter Bauteilbereich gebildet wird.
- Erfindungsgemäß werden somit die Werkstücke in ihrer Fügezone derart verformt, dass ein gegenüber benachbarten Werkstückflächen zurückgestufter Flächenabschnitt und ein hervorstehender Flächenabschnitt entsteht. Die Schweißnaht wird quasi in Richtung der Prozesskraft versetzt. Somit wird beim Verschweißen automatisch ein Sockel ausgebildet, der dann in einem nachgelagerten abtragenden Verfahren wie zum Beispiel Fräsen zumindest partiell entfernt werden kann, so dass ein störender Nahteinfall beseitigbar ist.
- Die Zusatzkraft wird insbesondere in Abhängigkeit des Materials der Werkstücke, der Materialstärke der Werkstücke und/oder des Vorschubs des Werkzeugs gewählt. Hierdurch kann die Zusatzkraft variabel an den Schweißprozess angepasst werden und eine Schädigung der Werkstücke aufgrund der Verformung bzw. des Versatzes ist nicht zu befürchten. Bevorzugterweise ist die Zusatzkraft größer als die gleichgerichtete Prozesskraft und größer als der Betrag der Gegenkraft.
- Bei einem Ausführungsbeispiel sind die Beträge der Prozesskraft und der Gegenkraft gleich groß, so dass das eigentliche Schweißen kraftneutral erfolgt.
- Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Herstellung eines Bauteils aus zwei Werkstücken durch Rührreibschweißen hat ein rotierbares Werkzeug, das einen hülsenartigen Werkzeugkörper mit einer ringartigen Schulterfläche zum Einleiten einer Prozesskraft in die Werkstücke aufweist, und einen durch den Werkzeugkörper geführten Rührstift mit einem tellerartigen Endabschnitt zum Einleiten einer der Prozesskraft entgegen gerichteten Gegenkraft in die Werkstücke aufweist. Erfindungsgemäß ist eine Einrichtung zum Beaufschlagen des Werkzeugs mit einer in Richtung der Prozesskraft gerichteten Zusatzkraft vorgesehen, so dass ein in Richtung der Prozesskraft versetzter Bauteilbereich entsteht, dessen hervorstehender Flächenabschnitt zumindest abschnittsweise einebbar ist.
- Ein erfindungsgemäßes rührreibgeschweißtes Bauteil aus zwei in einer Fügezone miteinander verbunden Werkstücken weist in der Fügezone einen versetzten Bauteilbereich mit einem zurückgesetzten Flächenabschnitt und mit einem entgegengesetzten hervorstehenden Flächenabschnitt auf. Bevorzugterweise wird der hervorstehende Flächenabschnitt zumindest abschnittsweise eingeebnet, so dass eine stufenlose Oberfläche entsteht. Ein beispielhaftes Bauteil ist ein Rumpftonnenabschnitt eines Flugzeugs.
- Eine erfindungsgemäße Verwendung des Verfahrens bzw. der Vorrichtung besteht darin, in der Luft- und Raumfahrt oder in der Fahrzeugtechnik dünnwandige Bauteile zu einem Strukturbauteil zu fügen. Beispiele sind die Herstellung einer Rumpfsektion eines Flugzeugs aus einer Vielzahl von Rumpfschalen sowie das Fügen einer Rumpftonne.
- Sonstige vorteilhafte Ausführungsbeispiele sind Gegenstand weiterer Unteransprüche.
- Im Folgenden werden bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand schematischer Darstellungen näher erläutert. Es zeigen
-
1 zeigt eine Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, -
2 eine Seitenansicht einer erfindungsgemäß hergestellten Fügeverbindung, und -
3 eine Seitenansicht der Fügeverbindung aus2 nach einer Endbearbeitung. -
1 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung2 zur Herstellung eines Bauteils aus zwei Werkstücken4 ,6 durch Rührreibschweißen, die im Stumpfstoß zueinander positioniert sind. Die Werkstücke4 ,6 sind beispielsweise zwei Rumpfschalen eines Flugzeugs, die entlang ihrer Längsseiten zu einem Rumpftonnenabschnitt miteinander zu verbinden sind. Sie bestehen aus einem Leichtmetall wie Aluminium bzw. einer entsprechenden Aluminiumlegierung. - Die Vorrichtung
2 umfasst ein Rührreib-Werkzeug8 mit einem hülsenartigen Werkzeugkörper10 , der eine ringartige Schulterfläche12 zur Anlage an gegenüberliegenden Innenflächen14 ,16 der Werkstücke4 ,6 aufweist. In dem Werkzeugkörper10 ist ein zu einer Drehachse18 des Werkzeugs8 koaxialer Kanal20 zur Aufnahme eines Rührstifts22 ausgebildet, dessen freier Endabschnitt24 tellerartig erweitert ist und eine Tellerfläche26 zur Anlage an gegenüberliegenden Außenflächen28 ,30 der Werkstücke4 ,6 aufweist. Die Schulterfläche12 und die Tellerfläche26 haben gleiche Durchmesser. - Im Betrieb wird über die Schulterfläche
12 eine Prozesskraft F1 und über die Tellerfläche26 eine zur Prozesskraft F1 entgegengerichtete Gegenkraft F2 in die Werkstücke4 ,6 eingeleitet. Die Beträge der Prozesskraft F1 und der Gegenkraft F2 sind gleich groß. Gleichzeitig führen die Schulterfläche12 und die Tellerfläche26 eine gemeinsame Drehbewegung um die Drehachse18 aus. - Die Werkstücke
4 ,6 weisen in der Fügezone innenflächenseitig, d. h. schulterflächenseitig, einen Sockel32 bzw. eine Materialverdickung und somit eine gegenüber angrenzenden Werkstückbereichen34 ,36 vergrößerte Wandstärke s auf. - Erfindungsgemäß weist die Vorrichtung
2 eine nicht gezeigte Einrichtung zur Beaufschlagung des Werkzeugs8 mit einer in Richtung der Prozesskraft F1 verlaufenden Zusatzkraft F3 auf. Die Zusatzkraft F3 bewirkt eine Bewegung der Schulterfläche12 und der Tellerfläche26 in Richtung der Prozesskraft F1. Hierdurch wird wie in2 gezeigt in der Fügezone ein in Richtung der Prozesskraft F1 versetzter Bauteilbereich38 mit einem gegenüber benachbarten Sockelflächenabschnitten40 ,42 bzw. Innenflächenabschnitten zurückgesetzten Flächenabschnitt44 und einem gegenüber benachbarten Außenflächenabschnitten46 ,48 hervorstehenden Flächenabschnitt50 geschaffen. Die Werkstücke4 ,6 werden quasi über eine in Richtung der Zusatzkraft F3 bzw. der Prozesskraft F1 versetzte Schweißnaht52 miteinander verbunden, wodurch automatisch beim Verschweißen tellerflächenseitig ein Gegensockel54 entsteht. - Im Folgenden wird ein erfindungsgemäßes Verfahren der Erfindung näher erläutert: Gemäß
1 werden die Werkstücke4 ,6 zur Herstellung eines Bauteils zueinander im Stumpfstoß positioniert und die Vorrichtung2 wird in eine Spindel eingespannt. Die Schulterfläche12 und die Tellerfläche26 des Werkzeugs8 werden in Anlage mit den Werkstücken4 ,6 in ihrer Fügezone gebracht und über eine Spindel in Rotation versetzt. Gleichzeitig wird der Werkzeugkörper10 mit der Prozesskraft F1 und der Rührstift22 mit der entgegengerichteten gleichgroßen Gegenkraft F1 beaufschlagt. Zusätzlich wird das Werkzeug8 mit der in Richtung der Prozesskraft F1 wirkenden Zusatzkraft F3 beaufschlagt. Aufgrund der Rotation der Schulterfläche12 und der Tellerfläche26 sowie der Druckbeaufschlagung der Werkstücke4 ,6 in der Fügezone über die Prozesskraft F1 und die Gegenkraft F2 entsteht Reibwärme, so dass das Material der Werkstücke4 ,6 in der Fügezone plastifiziert und über den Rührstift22 miteinander verrührt bzw. vermischt wird. Dabei führt das Werkzeug8 aufgrund der Zusatzkraft F3 eine Bewegung in Richtung der Prozesskraft F1 aus, so dass der in2 gezeigte in Richtung der Prozesskraft F1 versetzte Bauteilbereich38 mit dem schulterseitig zurückgestuften Flächenabschnitt44 und dem tellerflächenseitig hervorstehenden Flächenabschnitt50 gebildet wird, was in dem Gegensockel54 resultiert. Nach ausreichender Vermischung des Materials in der Fügezone und nach Ausbildung des Gegensockels54 wird die Vorrichtung2 in Längsrichtung des Stumpfstoßes bewegt bis die Werkstücke4 ,6 entlang des Stumpfstoßes miteinander verschweißt sind. Gemäß3 wird nach der Herstellung der Schweißverbindung der Gegensockel54 gegenüber den benachbarten Außenflächenabschnitten46 ,48 eingeebnet, so dass eine ebene und aerodynamisch günstige Außenumfangsfläche56 in der Fügezone der Werkstücke4 ,6 geschaffen ist. - Es ist ebenfalls vorstellbar, die Werkstücke
4 ,6 ohne die Ausbildung des Sockels32 zu fügen. Ebenso ist es vorstellbar, die Zusatzkraft in Richtung der Gegenkraft F3 wirken zu lassen, so dass der Gegensockel54 schulterflächenseitig ausgebildet wird. Ebenso können die Beträge der Kräfte F1, F2, und F3 variieren. - Offenbart ist ein Rührreibschweißverfahren zum stoffschlüssigen Fügen von zwei Werkstücken
4 ,6 , wobei eine als „Bobbin Tool” ausgebildete Rührreib-Vorrichtung2 mit einer dritten Kraft F3 zur Bildung eines in Richtung der dritten Kraft F3 versetzten Bauteilbereichs38 gebildet wird, eine Vorrichtung2 zur Durchführung eines derartigen Verfahrens, ein nach einem derartigen Verfahren hergestelltes Bauteil sowie ein bevorzugtes Anwendungsgebiet des Verfahrens bzw. der Vorrichtung2 . - Bezugszeichenliste
-
- 2
- Vorrichtung
- 4
- Werkstück
- 6
- Werkstück
- 8
- Werkzeug
- 10
- Werkzeugkörper
- 12
- Schulterfläche
- 14
- Innenfläche
- 16
- Innenfläche
- 18
- Drehachse
- 20
- Kanal
- 22
- Rührstift
- 24
- Endabschnitt
- 26
- Tellerfläche
- 28
- Außenfläche
- 30
- Außenfläche
- 32
- Sockel
- 34
- Werkstückbereich
- 36
- Werkstückbereich
- 38
- Bauteilbereich
- 40
- Sockelflächenabschnitt
- 42
- Sockelflächenabschnitt
- 44
- Flächenabschnitt
- 46
- Außenflächenabschnitt
- 48
- Außenflächenabschnitt
- 50
- Flächenabschnitt
- 52
- Schweißnaht
- 54
- Gegensockel
- 56
- Außenumfangsfläche
- F1
- Prozesskraft
- F2
- Gegenkraft
- F3
- Zusatzkraft
- s
- Wandstärke
- ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
- Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
- Zitierte Patentliteratur
-
- WO 93/10935 A1 [0002]
- WO 00/02699 A1 [0003]
Claims (10)
- Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus zwei Werkstücken (
4 ,6 ) durch Rührreibschweißen, mit einem rotierbaren Werkzeug (8 ), das einen hülsenartigen Werkzeugkörper (10 ) hat, der eine ringartige Schulterfläche (12 ) zum Einleiten einer Prozesskraft (F1) in die Werkstücke (4 ,6 ) aufweist und durch den ein Rührstift (22 ) mit einem tellerartigen Endabschnitt (24 ) zum Einleiten einer der Prozesskraft F1 entgegengerichteten Gegenkraft (F2) in die Werkstücke (4 ,6 ) geführt ist, mit den Schritten: – Positionieren der Werkstücke (4 ,6 ) zueinander, – Positionieren des Werkzeugs (8 ) zu den Werkstücken (4 ,6 ), – Ansteuern des Werkzeugs (8 ), wobei es mit einer in Richtung der Prozesskraft (F1) gerichteten Zusatzkraft (F3) beaufschlagt wird, so dass es eine Bewegung in Richtung der Prozesskraft (F1) ausführt und ein versetzt ausgebildeter Bauteilbereich (38 ) entsteht. - Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Zusatzkraft F3 insbesondere in Abhängigkeit des Materials der Werkstücke, der Materialstärke der Werkstücke (
4 ,6 ) und/oder des Vorschubs des Werkzeugs (8 ) gewählt wird. - Verfahren nach Anspruch 2, wobei die Zusatzkraft (F3) größer als die Beträge der Einzelkräfte (F1) und (F2) sind.
- Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, wobei die Beträge der Prozesskraft (F1) und der Gegenkraft (F2) gleich groß sind.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei ein hervorstehender Flächenabschnitt (
50 ) des Bauteilbereichs (38 ) zumindest abschnittsweise eingeebnet wird. - Vorrichtung (
2 ) zur Herstellung eines Bauteils aus zwei Werkstücken (4 ,6 ) durch Rührreibschweißen, das ein rotierbares Werkzeug (8 ) mit einem hülsenartigen Werkzeugkörper (10 ) hat, der eine ringartige Schulterfläche (12 ) zum Einleiten einer Prozesskraft (F1) in die Werkstücke (4 ,6 ) aufweist und durch den ein Rührstift (22 ) mit einem tellerartigen Endabschnitt (24 ) zum Einleiten einer der Prozesskraft (F1) entgegengerichteten Gegenkraft (F2) in die Werkstücke (4 ,6 ) geführt ist, dadurch gekennzeichnet, dass eine Einrichtung zum Beaufschlagen des Werkzeugs (8 ) mit einer in Richtung der Prozesskraft (F1) gerichteten Zusatzkraft (F3) vorgesehen ist. - Rührreibgeschweißtes Bauteil aus zwei in einer Fügezone miteinander verbunden Werkstücken (
4 ,6 ), dadurch gekennzeichnet, dass in der Fügezone ein versetzter Bauteilbereich (38 ) mit einem zurückgesetzten Flächenabschnitt (44 ) und mit einen entgegengesetzten hervorstehenden Flächenabschnitt (50 ) ausgebildet ist. - Rührreibgeschweißtes Bauteil nach Anspruch 7, wobei der hervorstehende Flächenabschnitt (
50 ) zumindest abschnittsweise eingeebnet ist. - Rührreibgeschweißtes Bauteil nach Anspruch 7 oder 8, wobei das Bauteil ein Rumpftonnenabschnitt eines Flugzeugs ist.
- Verwendung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 und/oder einer Vorrichtung (
2 ) nach Anspruch 6 zur Herstellung eines Strukturbauteils in der Luft- und Raumfahrt oder der Fahrzeugtechnik.
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