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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Züchtung
von Kristallen aus elektrisch leitenden Schmelzen, die in der Diamant-
oder Zinkblendestruktur kristallisieren, mit den im Oberbegriff
des Anspruches 1 und den im Oberbegriff des Anspruches 15 angegebenen
Merkmalen.
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Silizium
(Si) ist die wichtigste Substanz für Solarzellen. Germanium
(Ge) ist als Substratmaterial für die Epitaxie photovoltaischer
Mehrschichtanordnungen von wachsender Bedeutung. Galliumarsenid
(GaAs) besitzt den höchsten photoelektrischen Wirkungsgrad,
wird jedoch aus Kostengründen nur in Solarzellen für spezielle
Anwendungen eingesetzt. Bekanntlich werden alle drei Materialien
in einkristalliner Form, die den höchsten photovoltaischen
Wirkungsgrad garantiert, mit dem Czochralski- bzw. LEC-Verfahren
(Liquid Encapsulated Czochralski) aus der Schmelze gezogen, die
in einem Tiegel innerhalb eines konzentrischen Heizers erzeugt wird.
Gewöhnlich besitzen die damit gewonnenen Halbleiter-Kristalle
eine zylindrische Form mit definiertem Durchmesser. Diese entsteht
durch das Ziehen an einem in der Achse des konzentrischen Temperaturfeldes
eingetauchten rotierenden Kristallkeims wenn ein hinreichend hoher
radialer Temperaturgradient vorliegt (Th. Wilke, J. Bohm,
Kristallzüchtung, Dt. Vlg. D,. Wiss., Berlin 1988).
Solch hohe Temperaturgefälle sind beim Czochralski- und
LEC-Verfahren deshalb notwendig, um ein stabiles Kristallwachstum
mit nahezu konstantem Durchmesser zu garantieren. Geringe Temperaturgradienten
und deren Schwankungen auf Grund der unkontrollierten konvektiven
Wärmebewegungen in der Schmelze würden schnell
zu einer Durchmesserinstabilität mit Defektbildung und
damit Nichtverwertbarkeit der Kristalle führen.
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Die
gezogenen zylindrischen Kristalle werden quer zur Ziehrichtung äquidistant
in runde Wafer zerlegt. Für die Mikro- und Optoelektronik
werden diese sodann in zahlreiche kleinflächige Mikrochips
zerteilt, was zu keinem allzu großen Materialverlust führt.
Dagegen ist die Gewinnung großflächiger quadratischer
Wafer für Solarzellen aus einer zylindrischen Scheibe mit
hohem Materialverlust behaftet. Standard-Solarwafer besitzen Kantenlängen
von 125 mm bzw. 150 mm. Die dafür benötigten Scheiben-
bzw. Kristalldurchmesser betragen 175 mm bzw. 200 mm respektive.
Die bei der Waferformatierung abzutrennenden vier Kreissegmente
machen pro Scheibe einen Materialverlust von ca. 10% aus. Umgerechnet
auf Si-Kristalle mit einem Durchmesser von 200 mm, einer Länge
von etwa 2 m und einem Gewicht von ca. 150 kg beträgt der
Materialabfall Ca. 15 kg pro Züchtungsvorgang. Die entsprechenden
Verlustkosten werden auf den Solarzellenpreis aufgeschlagen.
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Ein
wesentlicher ökonomischer Effekt kann erzielt werden, wenn
die Kristalle von vornherein in einer rechteckigen Form mit quadratischem
Querschnitt gezogen werden.
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Bekannt
sind verschiedene Formgebungsmechanismen, die den Schmelzmeniskus
beim Ziehvorgang in eine gewünschte Querschnittsgeometrie
zwingen (P. Rudolph, Profilzüchtung von Einkristallen,
Akademie-Vlg., Berlin 1982). Dazu kann z. B. ein topfähnlicher
nichtbenetzender Tauchkörper mit einer quadratischen Öffnung
im Boden benutzt werden, aus der ein identisch geformter Meniskus
austritt, wenn er leicht in die Schmelze gedrückt wird.
Wenn dieser Meniskus angekeimt wird, kann daraus ein viereckiger
Kristall mit quadratischem Querschnitt gezogen werden [Satschkov
et al., Izv. AN SSSR, Ser. Fizicheskaja 33 (1969) 1996, 35 (1971)
461 und 37 (1973) 2288]. Nichtbenetzende Materialien sind
für Silizium Bornitrid und für Germanium Bornitrid
und Graphit, die jedoch die Schmelze kontaminieren, was eine Verwendung
als Solarzellen-Material unmöglich machen kann. Von La
Belle [Mat. Res. Bull. 6 (1971) 581] wird ein benetzender
Formgeber (z. B. Graphit für Silizium) mit quadratischer
Stirnseite (Plateau) und einer Kapillare im Zentrum verwendet, in
der beim Eintauchen in die Schmelze diese auf Grund des kapillarattraktiven
Effektes auf das Plateau austritt und sich wegen der Begrenzung
durch die vier Plateaukanten ein quadratischer Meniskus ausbildet, aus
dem dann wiederum ein viereckiger Kristall gezogen werden kann.
Jedoch wird auch hier die Schmelze mit Kohlenstoff kontaminiert,
was zur Siliziumkarbid-Partikelbildung führt, die in den
Kristall eingebaut werden und in der Solarzelle zu Kurzschlüssen
führen.
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Chemisch
reiner und ökonomisch günstiger ist eine berührungsfreie
Formgebung des Meniskus, wie z. B. durch den elektromagnetischen
Druck eines Hochfrequenzinduktors mit quadratischer Aussparung,
so wie es beim floating-zone-Verfahren (ZF) von Si-Kristallen ohne
Rotation erstmals von Artyschewski et al. praktiziert wurde [s.
Izv. AN SSSR, Ser. Fizicheskaja 35 (1971) 469 und 37 (1973) 2271
u. 2275]. Nachteile ergeben sich bei diesem Verfahren aus
der ZF-inhärenten Querschnittsbegrenzung sowie der Gefahr
von Überschlägen der hochfrequenten Spannung an
den Induktionsanschlüssen. Zudem erschwert die fehlende
Rotation, wie auch bei den Formgeberverfahren, die Einhaltung einer
thermischen Symmetrie und damit Formstabilität.
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Bekannt
ist das freie Wachstum vieler oxidischer Kristalle mit kristallographisch
determiniertem Habitus aus wässrigen Lösungen.
Unter bestimmten Milieubedingungen, wie sehr geringe Übersättigungen
und Wachstumsraten sowie bestimmtem pH-Wert, wachsen sie in Form
langgestreckter Polyeder mit quadratischem Querschnitt, wie z. B.
KDP- oder ADP-Kristalle. Solche Polyeder werden von sogenannten
singulären oder atomar glatten Flächen bzw. Facetten
begrenzt, deren mikroskopische Wachstumsmode über zweidimensionale
Flächenkeimbildung und anschließende ebene Stufenausbreitung
abläuft (Th. Wilke, J. Bohr, Kristallzüchtung,
Dt. Vlg. D,. Wiss., Berlin 1988). Bei hoher Perfektion
bilden die so entstehenden Flächen einen rechteckigen Kristallkörper,
der den konzentrischen Isothermeverläufen nicht mehr folgt.
Halbleiterkristalle lassen sich nicht aus wässrigen Lösungen
züchten. Ein Wachstum aus Schmelzlösungen ist
nur für dünne Schichten praktizierbar, da die
langsame Kristallisationsrate und komplizierte Abtrennung der Restschmelze keine ökonomisch
sinnvolle Züchtung großer Kristalle ermöglicht.
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Es
ist bekannt, dass sich beim Czochralski- und LEC-Ziehprozess atomar
glatt wachsende Flächen in Form von Facetten auf dem Kristallumfang
bilden können. Bei Halbleitermaterialien mit Diamant- und
Zinkblendestruktur sind dies v. a. {111}- und {110}-Flächen.
Die Facettenbreite d ist eine indirekte Funktion des Temperaturgradienten
gradT gemäß Gleichung (1)
d = (2ΔTR/gradT)–1/2
(1) mit ΔT – maximale
Unterkühlung einer Facette für die Bildung eines
Flächenkeimes im Facettenzentrum und R-Kristallradius [
J.
C. Brice, J. Crystal Growth 6 (1970) 205]. In Tabelle 1
sind die gradT-Beträge abgeschätzt, die unterschritten
werden sollten, um eine entsprechende Facettenbreite d bei einem
gegebenen Schmelzpunkt-Isothermenradius R zu ermöglichen
[es wird eine für Silizium übliche konstante Unterkühlung
einer versetzungsfreien Facette von ΔT = 3 K angenommen;
siehe:
O. Weinstein, S. Krandon, J. Crystal Growth 268 (2004)
299]. Tabelle 1: maximal zulässiger
radialer Temperaturgradient gradT zur Erzielung einer bestimmten
Facettenbreite d für einen quadratischen Querschnitt bei
gegebe nem Durchmesser der Schmelzpunktisotherme ∅ und konstantem
Unterkühlungswert im Facettenzentrum ∆T = 3 K
Durchmesser
der Schmelzpunktisotherme ∅ [cm] | Facettenbreite
d [cm] für quadrat. Querschnitt | erforderlicher
radialer Temperaturgradient gradT [K/cm] |
21,2
(≈ 8 Zoll) | 15,0 | 0,28 |
17,6
(≈ 7 Zoll) | 12,5 | 0,34 |
14,1
(≈ 6 Zoll) | 10,0 | 0,42 |
7,1
(≈ 3 Zoll) | 5,0 | 0,82 |
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Wie
aus Tabelle 1 zu sehen ist, sind die maximal zulässigen
Temperaturgradienten äußerst gering (≤ 1
K/cm). Unter normalen Czochralskizüchtungsbedingungen sind
die Temperaturgradienten um bis zu zwei Größenordnungen
höher, was nur sehr geringe Facettenbreiten unter 1 mm
bedingt, so dass nahezu zylindrische Kristallformen entstehen, die
im Umfang den konzentrischen Isothermeverläufen folgen.
Eine Züchtung nach dem konventionellen Czochralski-Prinzip
in solch sehr geringen Temperaturgradienten wie in Tabelle 1 wäre
ohne zusätzliche Maßnahmen nicht kontrollierbar,
da die stochastischen Strömungen der natürlichen Auftriebskonvektion
sehr schnell zum morphologischen Stabilitätsverlust führen
würden. Deshalb existieren bisher zur standardmäßigen
Czochralskizüchtung von Halbleiterkristallen mit quadratischem
Querschnitt keine Angaben.
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Grundsätzlich
kann beim Czochralskiverfahren ein geringer radialer Temperaturgradient
da durch erzeugt werden, dass innerhalb des Hochdruckkessels der
wachsende Kristall von einem weiteren inneren dichten Heißwandbehälter
umgeben wird. Diese modifizierte Technik wurde bei der Züchtung
von Verbindungshalbleitern [z. B. GaAs;
Japanese patent 60-011299 (1983),
Japanese patent 60-264390 (1984);
US patent 5256381 (1993)]
und BGO (Bi
4Ge
3O
12)-Kristallen [
V. A. Borovlev et
al., J. Crystal Growth 229 (2001) 305] angewendet. GaAs-Kristalle
wiesen deutlich vergrößerte {110}-Facetten auf,
die aber auf Grund der Temperaturfluktuationen in ihrer Breite sehr
inhomogen waren [s. z. B.
2 in:
K.
Hashio et al. J. Crystal Growth 173 (1997) 33]. Eine zusätzliche
Gradientenverringerung wird beim Verzicht der schlecht wärmeleitenden
Boroxidabdeckschicht erzielt. Ein Abdampfen der flüchtigen
Komponente (z. B. As) wird durch Gegendruckerzeugung im Innengefäß verhindert.
Dieses Verfahren wird als „Vapour Pressure Controlled Czochralski” (VCz) – Variante
ohne B
2O
3-Abdeckschicht
bezeichnet [
F.-M. Kiessling et al., J. Crystal Growth 269
(2004) 218]. In einer solchen Anordnung ist die deutliche
Herausbildung der {110}-Flächen als natürliche
rechteckige Kristallmantelbegrenzung bei <001>-Ziehrichtung
entsprechend der o. g. Proportionalität d ~ (gradT)
–1 möglich. Tatsächlich
gelang auf diese Weise das Ziehen kleiner kurzer GaAs-Kristalle
mit quadratischem Querschnitt [s.
in:
M.
Neubert, P. Rudolph, Progr. Crystal Growth Charact. Mat. 43, No.
2–3 (2001)119], deren Länge und morphologische
Stabilität jedoch durch fehlende Maßnahmen zur
Konstanthaltung des Wärmefeldes und insbesondere des radialen
Temperaturgradienten sehr begrenzt sind.
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Bekannt
ist die stabilisierende Wirkung von Magnetfeldern auf die natürlichen
Konvektionsflüsse in elektrisch leitenden Schmelzen [
D.
T. J. Hurle, R. W. Series in: D. T. J. Hurle (ed.), Handbook of
Crystal Growth, Vol. 2a (Elsevier, North-Holland 1994) p. 259].
Von zunehmender Bedeutung sind magnetische Wanderfelder, die in
einer vertikal übereinander angebrachten Spulenfolge mit
mindestens zwei Spulensegmenten, die den Züchtungskessel
umschließen, achsensymmetrisch erzeugt werden [z. B.
A.
Krauze et al., J. Crystal Growth 266 (2004) 40]. Von besonderem
Vorteil sind sogenannte Heizer-Magnet-Module, die neben der für
den Schmelzvorgang erforderliche Wärme gleichzeitig wandernde
Magnetfelder erzeugen, da sie wegen ihrer Nähe zum Tiegel
sehr effektiv und energiesparend sind [
P. Rudolph, J. Crystal
Growth 310 (2008) 1298;
DE 10102126 ;
US 0087125 A1 ;
DE 10 2007 020 239 ;
DE 10 2007 028 547 ;
DE 10 2007 028 548 ].
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Ebenfalls
bekannt ist, dass unter dem Boden eines Czochralski-Tiegels eine
Heizspirale angeordnet werden kann, die bei gleichzeitiger Einspeisung
eines Gleichstromes zur Wärmeerzeugung und eines Wechselstromes
zur induktiven Einkopplung eines konstanten Magnetfeldes dient (
DE 196 52 543 A1 ).
Ein magnetisches Wanderfeld wird unter Mitnutzung dieser einen Spirale
in dieser Schrift nicht beschrieben.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Züchtung
von Kristallen mit solcher Morphologie bereitzustellen, mit der
Materialverlust bei der Wafer-Herstellung deutlich reduziert werden kann.
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Die
Aufgabe wird gelöst mit einem Verfahren und einer Vorrichtung
mit den Merkmalen des Anspruches 1 und des Anspruches 15.
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Weitere
bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen angegeben.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren zur Züchtung
von Kristallen aus elektrisch leitenden Schmelzen, die in der Diamant-
oder Zinkblendestruktur kristallisieren, wobei ein in <001>-Ziehrichtung orientierter
Kristallkeim in die Schmelze eingebracht wird, die in einem Tiegel
enthaltene Schmelze beheizt, parallel zur Ziehrichtung Facettenwachstum
ausgelöst und der wachsende Kristall aus der Schmelze gezogen
wird, ist dadurch gekennzeichnet, dass definierte radiale Temperaturgradienten
erzeugt werden, indem mindestens zwei in vorgebbarer Richtung laufende
magnetische Wanderfelder erzeugt und diese auf die Schmelze zur
Einwirkung gebracht werden.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung zur Züchtung
von Kristallen, die in der Diamant- oder Zinkblendestruktur kristallisieren,
aus elektrisch leitenden Schmelzen, mindestens aufweisend einen
in einem Züchtungskessel angeordneten, eine Schmelze enthaltenden
Tiegel, eine den Tiegel seitlich umschließende Mehrspulen-Anordnung,
eine unterhalb des Tiegels angeordnete Spulen-Anordnung, wobei die
den Tiegel seitlich umschließende Mehrspulen-Anordnung
und die unterhalb des Tiegels angeordnete Spulen-Anordnung jeweils elektrisch
mit einer außerhalb des Züchtungskessels angeordneten
Energieversorgungseinrichtung verbunden ist, ist dadurch gekennzeichnet,
dass eine Seitenheizelnrichtung angeordnet ist, die den Tiegel und
die Mehrspulen-Anordnung seitlich umschließt, ferner eine
Bodenheizeinrichtung unterhalb der am Tiegelboden angeordneten Mehrspulen-Anordnung
vorgesehen ist und/oder zwischen dem Tiegel der Mehrspulen-Anordnungen
und der Spulen-Anordnung eine Einrichtung zur Beeinflussung des
radialen Temperaturverlaufes in der Schmelze vorgesehen ist.
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Mit
der erfindungsgemäßen Lösung wird der
Züchtungsvorgang mit einer solchen magnetischen Wanderfeldkonfigurationen
ausgeführt, mit der in freien Ziehprozessen aus der Schmelze
ohne Zuhilfenahme spezieller zusätzlicher Formgeber, sehr
geringe homogene radiale und zeitlich hochstabile Temperaturdifferenzen zwischen
Tiegelwand und wachsendem Kristall erzeugt werden, so dass sich
bei Diamant- und Zinkblendestruktur parallel zur <001>-Ziehrichtung die vier
zueinander rechtwinklig orientierten {110}-Facetten gleich großer
Breite ausbilden können und diese dem Kristall über
seine gesamte Länge eine stabile polyedrische Form mit
konstantem nahezu quadratischen Querschnitt verleihen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße
Vorrichtung sind insbesondere für Züchtungsverfahren
nach der Czochralski-, LEC- und der dampfdruckkontrollierten Czochralski-Methode
(VCz) geeignet.
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Infolge
der Erzeugung mindestens zweier in vorgegebener Wanderrichtung laufende
magnetischer Wanderfelder wird bewirkt, dass ein Lorentzkraftfeld
in die Schmelze derart eingekoppelt wird, so dass unterhalb einer
freien Oberfläche der Schmelze, im Bereich zwischen der
Tiegelwand und dem wachsenden Kristall, rotierende Strömungsrollen
(Strömungstoroide) gebildet werden und dadurch die für
das Facettenwachstum erforderlichen sehr geringen radialen Temperaturgradienten
erzeugt werden können.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahren ist vorgesehen, dass radiale Temperaturgradienten unterhalb
10 K/cm, vorzugsweise unterhalb 1 K/cm erzeugt werden.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahren ist vorgesehen, dass Facettenwachstum der {110}-Flächen
mit einer Facettenbreite d ausgelöst wird, wobei eine Querschnittsfläche
des gezogenen Kristalles senkrecht zur Ziehrichtung eine im Wesentlichen
quadratische Form aufweist.
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Die
durch das erfindungsgemäße Verfahren gezüchteten
Kristalle weisen eine von der üblichen zylindrischen Form
mit kreisrundem Querschnitt abweichende Morphologie auf. Sie besitzen
einen im Wesentlichen quadratischen Querschnitt. Dieser Querschnitt
erlaubt die Materialeinsparungen, wenn kreisrunde Wafer aus dem
gezüchteten „quadratischem” Material
herausgeschnitten werden.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens sieht vor, dass in der Schmelze ein von oben nach unten
verlaufendes oder ein von unten nach oben verlaufendes magnetisches Wanderfeld
erzeugt wird und ein von innen nach außen oder von außen
nach innen verlaufendes magnetisches Wanderfeld erzeugt wird.
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Mit
der Formulierung „von oben nach unten” bzw. „von
unten nach oben” wird die Wander-Richtung des magnetischen
Wanderfeldes, beginnend an der Oberfläche der Schmelze
zum Tiegelboden hin verlaufend bzw. umgekehrt beschrieben. Die Bezeichnung „von
innen nach außen oder von außen nach innen” beschreibt die
Wanderrichtung des Magnetfeldes beginnend im Bereich der Mitte des
Tiegels in Tiegelbodennähe zum Rand des Tiegels hin verlaufend.
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Vorzugsweise
werden zwei magnetische Wanderfelder mit definierter Wanderrichtung
erzeugt und auf die Schmelze zur Einwirkung gebracht.
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In
einer nächsten bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen, dass
die Beheizung der Schmelze und die Erzeugung der magnetischen Wanderfelder
durch mindestens zwei kombinierte Heizer-Magnetfeld-Anordnungen
ausgeführt wird, wobei die Beheizung und Erzeugung der
mindestens zwei magnetischen Wanderfelder über eine Steuerung
der Parameter Phasenwinkel, Frequenz und/oder Stromstärke
eines eingespeisten Wechselstromes und/oder Gleichstromes ausgeführt
wird.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist vorgesehen, dass die Beheizung der Schmelze und die
Erzeugung der mindestens zwei magnetischen Wanderfelder voneinander
getrennt mittels Heizeinrichtungen und mittels Magnetfeld-Anordnungen
ausgeführt wird.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, dass zur Erzeugung der magnetischen
Wanderfelder jeweils eine Frequenz im Bereich von 5 bis 1000 Hz
sowie ein Phasenwinkel im Bereich von 1 bis 120° eingestellt
wird.
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Für
die Erzeugung der magnetischen Wanderfelder wird vorzugsweise eine
Frequenz im Bereich von 250 bis 450 Hz und ein Phasenwinkel von
90 bis 110° eingestellt. Die Wahl der Parameter wird jeweils
gleich gewählt, d. h. werden zwei magnetische Wanderfelder
erzeugt, dann werden vorzugsweise jeweils die selben Werte für
Frequenz und Phasenwinkel in den in den Magnetfeldanordnungen eingestellt.
Möglich sind jedoch auch unterschiedliche Parametereinstellungen.
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In
einer nächsten bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen, dass
zur Erzeugung der magnetischen Wanderfelder die Steuerung der Parameter
Phasenwinkel, Frequenz und/oder Stromstärke eines eingespeisten
Wechselstromes und/oder Gleichstromes zeitlich konstant oder zeitlich
variierbar ausgeführt wird.
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Die
Parametereinstellungen können beispielsweise über
geeignete Computerprogramme vorgenommen werden. Die Parameter können
während des Züchtungsvorganges sowohl konstant
gehalten als auch zeitlich veränderbar programmiert werden.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist vorgesehen, dass zwei magnetische Wanderfelder erzeugt
werden, die aufeinander zulaufen, wobei ein die Schmelze von oben
nach unten durchlaufendes Magnetfeld erzeugt und ein weiteres nach
außen zur Tiegelwand hin verlaufendes Magnetfeld erzeugt
wird.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, dass zwei magnetische Wanderfelder
erzeugt werden, die voneinander weglaufen, wobei ein die Schmelze
von unten nach oben durchlaufendes Magnetfeld erzeugt und ein weiteres
nach innen zur Tiegelachse hin verlaufendes Magnetfeld erzeugt wird.
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In
einer nächsten bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen, dass
ein elektrischer Gleichstrom durch Schmelze, Phasengrenze und Kristall
eingespeist wird.
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Zur
Stabilisierung des Facettenwachstums kann ein elektrischer Gleichstrom
durch Schmelze, Phasengrenze und Kristall geschickt werden.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist vorgesehen, dass im Falle der Züchtung von
Verbindungshalbleiterkristallen eine Einrichtung zur Verringerung
der Temperaturgradienten eingebracht wird.
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Die
Einrichtung wird bei der Züchtung von beispielsweise GaAs-Halbleiterkristallen
nach dem dampfdruckkontrollierten Czochralski-Verfahren (VCz) eingebracht.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens sieht vor, dass der Tiegel während des Ziehvorganges
mit einer vorgebbaren Geschwindigkeit rotiert.
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Das
Züchtungsverfahren wird beispielsweise mit einem zylinderförmigen
Tiegel zur Aufnahme der Schmelze ausgeführt. Der Tiegel
rotiert mit definierter Geschwindigkeit, was zur Stabilisierung
und Beeinflussung der thermischen Konvektionsströme erforderlich
ist. Die Rotation des Tiegels (wie auch des Kristalles) bei der
Schmelzzüchtung ist grundsätzlich unverzichtbar,
da sie dem Ausgleich thermischer Asymmetrien dient.
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Die
Rotationsrate des Tiegels kann nach einem vorgegebenem Programm
während des Ziehvorganges ab- oder zunehmen.
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Bei
Einsatz eines zylindrischen Tiegels mit kreisrundem Tiegelboden
wird eine zylinderförmige Heizer-Magnetanordnung bzw. Heizeinrichtung
verwendet.
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Schließlich
ist in einer anderen bevorzugten Ausführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorgesehen, dass der Tiegel während des Ziehvorganges
nicht rotiert.
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In
diesem Fall wird zur Aufnahme der Schmelze ein Tiegel mit einer
quadratischen Bodenfläche verwendet, der von einer quadratischen
Heizer-Magnet-Anordnung bzw. Magnetfeld- und Heizer-Anordnung seitlich
umgeben wird.
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Eine
bevorzugte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung sieht vor, dass die Einrichtung einen geschlossenen
Behälter, eine Quelle zur Erzeugung eines Gegendampfdruckes
und eine Zusatzheizeinrichtung umfasst.
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Die
Einrichtung ist für die Züchtung von Verbindungshalbleiterkristallen,
z. B. GaAs-Kristallen, nach der dampfdruckkontrollierten Czochralski-Methode
(Vapour Pressure Controlled Czochralski, VCz) vorgesehen. Bei der
Züchtung von GaAs tritt das Problem auf, dass die Komponente
Arsen sich während des Prozesses verflüchtigt.
In die Züchtungsapparatur wird ein geschlossener Behälter
mit einer Arsenquelle und einer zusätzlichen Heizeinrichtung
für diese Quelle eingebracht. Das sich verflüchtigende
Arsen sammelt sich an der kältesten Stelle im Behälter.
Die Arsenquelle wird an dieser Stelle des Behälters angebracht
und Arsen zum Ausgleich dem Züchtungsprozess wieder zugeführt.
Auf diese Weise wird eine Kontrolle der flüchtigen Komponente
(Arsen) in der Schmelze und damit die Kontrolle der Zusammensetzung
der Schmelze erreicht.
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Die
Züchtung von GaAs-Kristallen ist dann auch ohne Boroxid-Abdeckschmelze
möglich. Vorteilhafterweise lassen sich bei Züchtung
ohne Boroxid-Abdeckschmelze Bor-Verunreinigungen im Kristall vermeiden.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung sieht vor, dass die Einrichtung als eine am Tiegel angeordnete
Ummantelung ausgeführt ist.
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Im
einfachsten Fall genügen zur Verringerung der Temperaturgradienten
Isolationsummantelungen um den Tiegel.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung ist vorgesehen, dass der Behälter und die Ummantelung
aus Keramik oder Graphit gebildet sind.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung ist vorgesehen, dass die den Tiegel seitlich umschließende
Mehrspulen-Anordnung als kombinierte Heizer-Magnetfeld-Anordnung
oder als Magnetfeld-Anordnung mit mindestens zwei übereinander
angeordneten Spulen-Segmenten ausgeführt ist, wobei das
mindestens eine Spulen-Segment mindestens eine Windung aufweist.
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Die
Beheizung der Schmelze kann durch eine separate Graphitheizeinrichtung übernommen
werden, die um die Spulenanordnung zur Erzeugung der magnetischen
Wanderfelder herum angeordnet ist. Eine weitere Graphitheizeinrichtung
befindet sich dann unterhalb der am Tiegelboden angeordneten Spulenanordnung. Die
Magnetfeldspulen sind in dieser Anordnungsvariante autark zu den
Heizerspulen/Heizerspiralen ausgeführt. Möglich
ist auch, dass die Heizeinrichtung innerhalb der Magnetspulen angeordnet
ist.
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In
einer nächsten bevorzugten Ausführungsform der
erfindungsgemäßen Vorrichtung ist vorgesehen, dass
die unterhalb des Tiegels angeordnete Spulen-Anordnung aus mindestens
einem Spulen-Segment mit mindestens einer Windung gebildet ist.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung sieht vor, dass die Windungen des mindestens einen Spulensegmentes
ineinander angeordnet sind.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung ist vorgesehen, dass eine von den Spulen-Segmenten der
Mehrspulen-Anordnung und Spulen-Anordnung umschlossene Fläche
eine quadratische oder kreisrunde Form aufweist.
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Die
Mehrspulenanordnung besteht gewöhnlich aus mindestens zwei übereinander
angeordneten zylinderförmigen Spulen. Zur Magnetfelderzeugung
kann auch eine Spulenkonfiguration von übereinander angeordneten
Spulen, deren umschlossene Fläche eine quadratische oder
eine andere geometrische Form aufweist, herangezogen werden.
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Schließlich
ist in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung vorgesehen, dass die Windungen der Spulen-Segmente spiralförmig
oder mäanderförmig verlaufen und eine quadratische
oder runde Querschnittsfläche aufweisen.
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Die
Erfindung wird im folgenden anhand von Zeichnungen und Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
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Es
zeigen
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1 eine
vereinfachte und schematische Darstellung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung,
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2 eine
Darstellung berechneter Verläufe der Lorentzkraftdichten
in der Schmelze für den Fall zwei aufeinander zulaufender
magnetischer Wanderfelder,
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3 eine
Darstellung der Strömungsrollen in der Schmelze für
den Fall zwei aufeinander zulaufender magnetischer Wanderfelder
gemäß 2,
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4 eine
vereinfachte und schematische Darstellung einer Ausführungsvariante
der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit zwei kombinierten
Heizer-Magnetfeldanordnungen,
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5 eine
schematische Darstellung einer am Tiegelboden angeordneten Spulen-Anordnung,
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6 eine
vereinfachte und schematische Darstellung einer Ausführungsvariante
der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit einer Einrichtung
zur Verringerung der Temperaturgradienten und
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7 eine
vereinfachte und schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsvariante
der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit einer Einrichtung
zur Verringerung der Temperaturgradienten.
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1 zeigt
eine vereinfachte und schematische Darstellung einer Ausführung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung. Dargestellt
sind ein eine Schmelze 3 enthaltener Tiegel 2,
der von einer Mehr-Spulen-Anordnung 4 mit drei übereinander
angeordneten Spulen mit jeweils drei Windungen 17 und einer
Seitenheizeinrichtung 13 seitlich umschlossen ist. Am Tiegelboden 2b sind
eine weitere Spulen-Anordnung 6 mit ineinander liegenden
Spulenwindungen und ein Bodenheizer 14 angeordnet. Ferner
ist ein wachsender Kristall 1 dargestellt. Bezugszeichen 5 kennzeichnet
den Kristallumfang des Kristalles 1, der die Facettenbreite
d aufweist.
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Mit
Hilfe der den Tiegel 2 seitlich umschließenden
Mehr-Spulen-Anordnung 4 und der am Tiegelboden 2b angeordneten
Spulen-Anordnung 6 werden wandernde Magnetfelder erzeugt,
die auf die Schmelze 3 zur Einwirkung gebracht werden.
Die jeweilige Wander-Richtung der wandernden Magnetfelder sind durch
die Pfeile 18 und 19 angedeutet. In der Mehr-Spulen-Anordnung 4 wird
ein von oben nach unten wanderndes Magnetfeld und in der Spulen-Anordnung 6 ein
von innen nach außen, d. h. von einer Tiegelachse 2c nach
außen zur Tiegelwand 2a wanderndes Magnetfeld
erzeugt. Die Beheizung der Schmelze erfolgt durch die Seitenheizeinrichtung 13 und
durch die Bodenheizeinrichtung 14.
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In 2 sind – durch
Pfeile symbolisiert – berechnete Verläufe der
Lorentzkraftdichten in der Schmelze 3 dargestellt. Abgebildet
ist eine Hälfte des Tiegels 2. 2 zeigt
den Fall, dass zwei magnetische Wanderfelder erzeugt werden und
diese aufeinander zulaufen. Frequenz und Phasenwinkel sind so gewählt,
dass die Hauptrichtung der Lorentzkraft von der unteren Tiegelwand 2a in
Richtung Peripherie des wachsenden Kristalles 1 zeigt,
um eine hohe Temperaturstabilität zu erzeugen.
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3 zeigt
eine Darstellung der Querschnitte der sich bildenden Strömungsrollen 16a, 16b bzw.
Strömungstoroiden 16a, 16b in der Schmelze 3 für
den Fall, dass zwei aufeinander zulaufende magnetische Wanderfelder
gemäß 2 erzeugt werden. Dargestellt
ist wiederum eine Hälfte des Tiegels 2. Eingezeichnet
ist eine Haupt-Lorentzkraftkomponente 20. Die stabilen
Strömungstoroide 16a, 16b werden durch
die magnetischen Wanderfelder im Bereich zwischen Tiegelwand 2a und
Kristall 1 unterhalb einer freien Oberfläche 7 der Schmelze 3 erzeugt,
wobei der obere Strömungstoroid 16a eine sehr
hohe Flussrate besitzt und dadurch die Temperatur zwischen Tiegelwand 2a und
wachsendem Kristall 1, als Voraussetzung für eine
breite Facettenausbildung, homogenisiert.
-
In 4 ist
eine vereinfachte und schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsvariante
der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit zwei kombinierten
Heizer-Magnetfeldanordnungen 4, 6 dargestellt.
In dieser Ausführungsvariante werden sowohl die Beheizung
als auch die Erzeugung der wandernden Magnetfelder durch die als
Mehr-Spulenanordnung aufgebaute Heizer-Magnetfeldanordnung 4 und
der am Tiegelboden 2b angeordneten Spulen-Anordnung 6 vorgenommen.
Die Richtung der erzeugten magnetischen Wanderfelder ist durch Pfeile 18, 19 dargestellt.
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5 zeigt
eine schematische Darstellung einer am Tiegelboden 2b angeordneten
Spulen-Anordnung 6. Die Spulen-Anordnung 6 besteht
aus einem Spulensegment, deren Windungen 17 ineinander
angeordnet sind. Eine die Spulenanordnung umschließende
Fläche bildet einen quadratischen Querschnitt.
-
In 6 ist
eine vereinfachte und schematische Darstellung einer Ausführungsvariante
der erfindungsgemäßen Vorrichtung für
die Züchtung von Verbindungshalbleiterkristallen dargestellt.
Die Vorrichtung nach 6 weist eine Einrichtung 15 zur
Verringerung der Temperaturgradienten auf. Die Einrichtung 15 umfasst
einen den Tiegel 2 und den wachsenden Kristall 1 vollständig
umschließenden Behälter 9, ferner eine Quelle 11 zur
Erzeugung eines Gegendampfdruckes und eine Zusatzheizeinrichtung 12 zur
Beheizung der Quelle 11.
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7 zeigt
eine vereinfachte und schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsvariante
der erfindungsgemäßen Vorrichtung für
die Züchtung von Verbindungshalbleiterkristallen. Zur Verringerung
der Temperaturgradienten ist hier – alternativ zur Einrichtung 15 – eine
am Tiegel angeordnete Ummantelung 8 vorgesehen.
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Die
Erfindung wird in zwei Ausführungsbeispielen erläutert.
-
Beispiel 1
-
Ein
polyedrischer versetzungsarmer Siliziumeinkristall 1 mit
quadratischem Querschnitt wird in <001>-Ziehrichtung gezogen,
der von seinen vier kristallographischen {110}-Facetten mit Kantenlängen
6 cm begrenzt wird. Der 6-Zoll-Schmelztiegel 2 wird von
einer aus Graphit gefertigten Heizer-Magnet-Anordnung 4, 6 umgeben,
die aus drei übereinanderliegenden Seitenspulensegmenten
und zwei in Reihe geschalteten Spiralen 6 unter dem Tiegelboden 2b besteht.
Die elektrische Verschaltung erfolgt so, dass ein von oben nach unten
laufendes magnetisches Wanderfeld in den Seitenspulen und ein weiteres
von innen nach außen laufendes in den Bodenspiralen erzeugt
wird. Bei hinreichend hoher gleicher Feldfrequenz und gleichem Phasenversatz
beider Teilfelder liegt ihr gemeinsamer Stoßpunkt an der
Peripherie des Tiegelbodens, wodurch eine Haupt-Lorentzkraftkomponente 20 in
die Schmelze 3 eingekoppelt wird, die von der Tiegelbodenperipherie schräg
nach oben zum Mantel des wachsenden Kristalls gerichtet ist (2).
Da diese Kraft rotationssymmetrisch generiert wird, entsteht ein
stabiler Kraftschirm, der die Strömungsrollen 16a, 16b unter
der Schmelzoberfläche 7 von den unter der Phasengrenze
stattfindenden Auftriebsströmungen separiert. Im vorliegenden Beispiel
wurde eine Felderfrequenz von 300 Hz und ein Phasenwinkel von 90° eingestellt.
Die Kristallziehrate betrug 30 mm/h, die Keimrotation 4 U/min und
die entgegengesetzt verlaufende Tiegelrotation 15 U/min. Entsprechend
den Resultaten der numerischen Modellierung entstehen bei einer
solchen Konfiguration unter der Schmelzoberfläche 7 sehr stabile,
nach außen hin sehr schnell rotierende Strömungsrollen 16a, 16b mit
Fließgeschwindigkeiten um 10 cm/s (3), die
eine homogene, sehr stabile Temperaturverteilung mit nahezu verschwindender
Temperaturdifferenz zwischen Tiegelwand 2a und besonders
am Rande des Kristalls 1 ausprägt (3).
Dies stellt eine sehr günstige Bedingung zur Herausbildung
von Facetten der Breite d entsprechend dem oben beschriebenen Wachstumsmechanismus
dar. Der so gezogene Kristall 1 weist einen konstanten quadratischen
Querschnitt mit vier Kanten der Breite d = 6 cm über eine
Länge von 10 cm auf.
-
Beispiel 2:
-
Es
wird ein GaAs-Kristall mit quadratischem Querschnitt in einer VCz-Anordnung
ohne Boroxidabdeckung in einem diesmal nur aus drei Seitenspulen
bestehenden spiralförmigen Graphitheizer gezogen. Zur Erzeugung
eines die Schmelzströmungen stabilisierenden Lorentzkraftfeldes
wird der Heizer ausschließlich mit Wechselstrom einer Frequenz
von 400 Hz und einem Phasenwinkel von 110° betrieben. Die
Lorentzkraftdichteverteilung dämpft die natürliche
Auftriebskonvektion und verringert den radialen Temperaturgradienten,
welche Ursache für des quadratische Wachstum sind. Der
Kristall wird mit 6 mm/h bei 6 Umdrehungen pro Minute und einer
entgegengesetzt eingestellten Tiegelrotation von –25 U/min
gezogen. Diese Bedingungen erlauben ein facettiertes Wachstum mit
Kantenlängen bis zu 5 cm bei einer Kristalllänge
von 5 cm.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Kristall
- 2
- Tiegel
- 2a
- Tiegelwand
- 2b
- Tiegelboden
- 2c
- Tiegelachse
- 3
- Schmelze
- 4
- Mehrspulen-Anordnung
- 5
- Kristallumfang/Kristallmantel
- 6
- Spulen-Anordnung
- 7
- freie
Oberfläche der Schmelze
- 8
- Ummantelung
- 9
- Behälter
- 10
- Züchtungskessel
- 11
- Quelle
- 12
- Zusatzheizeinrichtung
- 13
- Seitenheizeinrichtung
- 14
- Bodenheizeinrichtung
- 15
- Einrichtung
- 16
- Strömungsrollen
- 17
- Windungen
der Spulensegmente
- 18
- Richtung
magnetisches Wanderfeld
- 19
- Richtung
magnetisches Wanderfeld
- 20
- Richtung
Haupt-Lorentzkraftkomponente
- d
- Facettenbreite
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
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