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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern mehrerer die Fahrdynamik
eines Fahrzeuges beeinflussender Fahrzeugkomponenten gemäß der im
Oberbegriff des Patentanspruches 1 näher definierten Art.
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Sind
in einem Fahrzeug mehrere aktive Systeme bzw. die Fahrdynamik beeinflussende
Fahrzeugkomponenten mit jeweils eigenen Reglern eingebaut, ergibt
sich zunächst
ein unkoordiniertes Neben- und Gegeneinander, und der Gesamtnutzen des
Systemverbunds ist in der Regel geringer als die Summe der Nutzwerte
der einzelnen Systeme.
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Werden
die verschiedenen Systeme in sogenannter friedlicher Koexistenz
miteinander koordiniert, können
Konflikte vermieden werden. Der Gesamtnutzen erreicht die Summe
der Einzelnutzen, und unter Umständen
können
durch gemeinsame Nutzung Sensorkosten eingespart werden.
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Das
volle Potenzial einer sinnvollen Kombination aktiver Systeme ergibt
sich aber erst mit einer gesamthaften Betriebsstrategie, die den
Fahrzustand eines Fahrzeuges berücksichtigt
und die Systeme gemeinsam ansteuert. Über diese Voraussetzung zur Erschließung des
vollen Kundennutzens einer größeren Anzahl
aktiver Systeme herrscht allgemeine Einigkeit, während der Aufwand der Umsetzung
eines solchen globalen Ansatzes vielfach als zu hoch angesehen wird.
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Ein
solches gesamtheitliches Verfahren zum Steuern und Regeln der Fahrdynamik
eines Fahrzeuges in Abhängigkeit
einer Sollwertvorgabe für
die Fahrdynamik beeinflussende Fahrzeugkomponenten ist aus der
DE 103 55 701 A1 bekannt.
Die Sollwertvorgabe erfolgt in Abhängigkeit einer Fahrerwunschvorgabe
und anhand eines in einem Steuergerät hinterlegten Fahrzeugmodells.
Die auf das Fahrzeug einwirkenden messbaren Kräfte werden geregelt und eine
Verteilung von auf die Reifen des Fahrzeuges wirkenden Längs- und
Seitenkräfte
zwischen den Reifen wird gesteuert durchgeführt. Dadurch, dass das angestrebte
bzw. gewünschte
Fahrverhalten eines Fahrzeuges durch eine entsprechend eingestellte
Fahrdynamik sicher erzielt wird, wird ein benötigter Regelanteil minimiert.
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Nachteilig
aber ist jedoch, dass die für
die angestrebte Fahrdynamik erforderlichen Steuerwerte der die Fahrdynamik
beeinflussenden Fahrzeugkomponenten mittels eines dem Fahrzeugmodell
zugrunde liegenden invertierten Gleichungssystems ermittelt werden,
was aufgrund der Komplexität
des verwendeten Fahrzeugmodelles sehr aufwändig ist, weshalb zur Vereinfachung
Schätzungen
vorzunehmen sind. Eine derartige Vorgehensweise führt jedoch
zu Ungenauigkeiten und bietet nur in begrenztem Umfang die Möglichkeit,
ein Fahrzeug in gewünschtem
Umfang zu betreiben bzw. ein gewünschtes
Fahrzeugverhalten einzustellen.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Verfügung
zu stellen, mittels dem ein gewünschtes
Fahrverhalten eines Fahrzeuges auf einfache Art und Weise einstellbar
ist.
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Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe mit einem Verfahren gemäß den Merkmalen
des Patentanspruches 1 gelöst.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zum Steuern mehrerer die Fahrdynamik eines Fahrzeuges beeinflussender
Komponenten wird in Abhängigkeit
eines Soll-Fahrverhaltens des Fahrzeuges durchgeführt. Das
Soll-Fahrverhalten des Fahrzeuges wird über ein das reale Fahrverhalten
des Fahrzeuges in Abhängigkeit
einer Fahrerwunschvorgabe abbildendes Fahrzeugmodell ermittelt,
wobei das Soll-Fahrverhalten durch die Ansteuerung der Fahrzeugkomponenten
unter Vergleichmäßigung der
Belastungen der Reifen umgesetzt wird.
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Erfindungsgemäß werden
in Abhängigkeit messtechnisch
ermittelter Betriebszustandsparameter des Fahrzeuges und über das
Fahrzeugmodell ermittelte Randbedingungen in Form jeweils einer Summe
der im Bereich der Reifen am Fahrzeug angreifenden Soll-Querkräfte und
Soll-Längskräfte sowie
der Summe der am Fahrzeug angreifenden Soll-Giermomente innerhalb
von während
eines Fahrbetriebes des Fahrzeuges ermittelten Betriebsgrenzen von
Steuerwerten der Fahrzeugkomponenten theoretische Steuerwerte für die Fahrzeugkomponenten
bestimmt.
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Die
theoretischen Steuerwerte für
die Fahrzeugkomponenten werden zur Ermittlung von am Fahrzeug bei
Ansteuerung der Fahrzeugkomponenten mit den theoretischen Steuerwerten
theoretisch angreifenden Längs-
und Querkräften
sowie zur Bestimmung der am Fahrzeug theoretisch wirkenden Giermomente
herangezogen. Zusätzlich
werden die theoretischen Steuerwerte für die Fahrzeugkomponenten während einer
iterativen Optimierungsroutine in Abhängigkeit von Abweichungen zwischen
den Soll-Querkräften
und den theoretisch am Fahrzeug angreifenden Querkräften, den
Soll-Längskräften und
den theoretisch am Fahrzeug angreifenden Längskräften sowie zwischen den Soll-Giermomenten und
den theoretisch am Fahrzeug angreifenden Giermomenten bewertet,
wobei nach Ablauf eines mehrere Optimierungsschritte umfassenden
Optimierungszyklus von der Optimierungsroutine das angeforderte
Soll-Fahrverhalten wenigstens annähernd umsetzende Steuervorgaben
für die
Fahrzeugkomponenten ausgegeben werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
stellt einen einfachen Ansatz einer gesamthaften Ansteuerung aller
aktiven Systeme bzw. die Fahrdynamik eines Fahrzeuges beeinflussenden
Fahrzeugkomponenten, wie einen Antriebsstrang, eine Lenkung, ein Fahrzeugwerk
oder dergleichen, dar. Ausgegangen wird dabei von den Punkten, an
denen alle diese Systeme mit der Umwelt und auch untereinander in Wechselwirkung
treten, nämlich
den Reifen eines Fahrzeuges. Dabei wird die Idee verfolgt, das Reifenkraftpotenzial
aller vier Räder
insgesamt möglichst gut
zu nutzen und dabei die Wechselwirkung zwischen Reifenlängs- und Reifenquerkräften sowie
die unterschiedlichen Aufstandskräfte zu berücksichtigen. Dazu wird die
Ansteuerung der Aggregate in jeder Fahrsituation so optimiert, dass
der größte der
erforderlichen Reibwerte der vier Räder möglichst klein ist. Der erforderliche
Reibwert wird definiert als der Betrag des Horizontalkraftvektors
dividiert durch die Reifenaufstandskraft des jeweiligen Rades.
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Zusätzlich wird
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
die jeweilige Konfiguration der vorhandenen Fahrzeugkomponenten
berücksichtigt,
indem die Auswirkung der Ansteuergrößen auf die Reifenkräfte beschrieben
wird. Damit ist das erfindungsgemäße Verfahren auf einfache Art
und Weise jeweils an die spezifische Konfiguration eines Fahrzeuges
anpassbar, so dass die erfindungsgemäße Vorgehensweise durch eine
hohe Flexibilität
gekennzeichnet ist.
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Des
Weiteren sind auch der Arbeitsbereich und die Dynamik eines die
Fahrdynamik eines Fahrzeuges beeinflussende Fahrzeugkomponente auf einfache
Art und Weise abbildbar. Dies ist nicht nur von Vorteil, um das
Verfahren an verschiedene Fahrzeuge oder Varianten anzupassen, es
ermöglicht auch
bei eingeschränkter
Funktion eines Aggregates im Fahrbetrieb einen sinnvollen Weiterbetrieb
des verbliebenen Systemumfangs.
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Aus
den ermittelten Reifenkräften
ist mit Hilfe von Sensordaten aus dem Fahrzeug, welche vorzugweise
teilweise durch Schätzungen
ersetzbar sind, der jeweils im Bereich eines Reifens zur Umsetzung des
angeforderten Soll-Fahrverhaltens des Fahrzeuges erforderliche Reibwert
bestimmbar.
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Zur
Optimierung der für
die Umsetzung des Soll-Fahrverhaltens zu bestimmenden Steuervorgaben
für die
Fahrzeugkomponenten wird die Optimierungsroutine vorgesehen. Über die
Optimierungsroutine wird vorzugsweise ein mathematisches Optimierungsverfahren,
z. B. die Sequenzielle-Quadratische-Programmierung, zu festen Zeitpunkten
aufgerufen, um für
den aktuellen Zeit punkt eine Optimierung der Steuervorgaben für die die
Fahrdynamik beeinflussenden Fahrzeugkomponenten durchzuführen.
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Die über das
Fahrzeugmodell ermittelten Soll-Querkräfte werden vorzugsweise anhand
einer Wunschquerbeschleunigung des Fahrzeuges und eines in dem Fahrzeugmodell
implementierten Einspurmodelles vorgegeben, während die Summe der Soll-Längskräfte anhand
des am Fahrzeug bzw. aufliegenden Signals des Getriebeausgangsmomentes einer
Getriebeeinrichtung eines Antriebsstranges des Fahrzeuges ermittelt
wird. Die Summe der Soll-Giermomente
wird vorzugsweise in Abhängigkeit
einer Wunschgierratenänderung
vorgegeben, welche ebenfalls über
ein in das Fahrzeugmodell implementiertes Einspurmodell ermittelbar
ist.
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Neben
den Hauptkriterien, die Reifenkraftpotenziale möglichst weitgehend auszunutzen,
sind auch verschiedene andere Optimierungskriterien mit definierter
Gewichtung möglich.
So ist es bei vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehen,
dass in die Bestimmung der Steuervorgaben für die die Fahrdynamik eines
Fahrzeuges beeinflussenden Fahrzeugkomponenten ein Energieverbrauch
des Fahrzeuges, ein hoher Fahrkomfort und/oder die Erhöhung der
Lebensdauer einzelner Fahrzeugkomponenten mit einfließt.
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Darüber hinaus
ist es bei einer weiteren vorteilhaften Variante des Verfahrens
vorgesehen, dass der Schwimmwinkel des Fahrzeugs optimiert wird,
da sich diese durch die jeweils gewählte Ansteuerung der die Fahrdynamik
beeinflussenden Fahrzeugkomponenten einstellen.
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Weitere
Vorteile und vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben
sich aus den Patentansprüchen
und dem unter Bezugnahme auf die Zeichnung prinzipmäßig beschriebenen
Ausführungsbeispiel.
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Es
zeigt:
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1 ein
vereinfachtes Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens und
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2 eine
detailliertere Darstellung eines in 1 dargestellten
Funktionsblockes.
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Bezug
nehmend auf 1 ist ein verkürztes Ablaufdiagramm
des erfindungsgemäßen Verfahrens zum
Steuern mehrerer die Fahrdynamik eines Fahrzeuges beeinflussender
Fahrzeugkomponenten in Abhängigkeit
eines Soll-Fahrverhaltens
des Fahrzeuges, welches über
ein das reale Fahrverhalten des Fahrzeuges in Abhängigkeit
einer Fahrerwunschvorgabe abbildendes Fahrzeugmodell ermittelt wird
und das durch die Ansteuerung der Fahrzeugkomponenten unter Vergleichmäßigung der
Belastungen der Reifen umgesetzt wird. Durch den Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden Fahrzeugkomponenten bzw. aktive Komponenten eines Fahrzeuges,
wie eine Lenkeinrichtung, ein Fahrwerk, ein Antriebsstrang und dergleichen,
in Abhängigkeit
einer Fahrerwunschvorgabe und eines in einem Steuergerät hinterlegten
Fahrzeugmodelles derart angesteuert, dass ein gewünschtes
Fahrverhalten des Fahrzeuges in einfacher Art und Weise umgesetzt
wird.
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Dabei
werden einem ersten Funktionsblock F1 über einen ersten Signaleingang
S1 Informationen der aktiven Fahrzeugkomponenten, die vorzugsweise
intelligente Stelleinrichtungen darstellen, über ihr aktuelles Funktionspotenzial
zugeführt.
Anhand dieser Informationen werden während des Fahrbetriebes des
Fahrzeuges Betriebsgrenzen von Steuerwerten der Fahrzeugkomponenten
ermittelt, innerhalb der Steuerwerte der Fahrzeugkomponenten variierbar
sind. Des Weiteren werden dem ersten Funktionsblock F1 über einen
zweiten Signaleingang S2 messtechnisch ermittelte Sensorsignale über einen Fahrzeugbus
zugeführt,
die zur Berechnung der Reifenkräfte
benötigt
werden.
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Bei
den Sensorsignalen handelt es sich vorliegend vorzugsweise neben
einem Getriebeausgangsmoment und einem Lenkradwinkel auch um eine über einen
Gierratensensor gemessene Gierrate sowie eine aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit,
wobei dem ersten Funktionsblock bedarfsweise weitere Messgrößen zuführbar sind.
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Des
Weiteren weist der erste Funktionsblock F1 einen Signalausgang S3
auf, über
welchen Steuervorgaben für
die die Fahrzeugdynamik beeinflussenden Fahrzeugkomponenten an die
einzelnen Fahrzeugkomponenten übergeben
werden.
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Über einen
weiteren Signalausgang S4 werden die während des Fahrbetriebes des
Fahrzeuges ermittelten Betriebsgrenzen der Steuerwerte der Fahrzeugkomponenten
und Betriebsgrenzen der Schwimmwinkel der Reifen an einen zweiten
Funktionsblock F2 weitergeleitet, welcher einen Teil einer iterativen
Optimierungsroutine des erfindungsgemäßen Verfahrens darstellt. Das
bedeutet, dass dem zweiten Funktionsblock F2 Betriebsgrenzen der Steuerwerte
der Fahrzeugkomponenten zugeführt werden,
innerhalb derer die jeweiligen Ansteuerwerte der Fahrzeugkomponenten
sowie die Schwimmwinkel der Reifen von der Optimierungsroutine variiert werden
können.
Genauer gesagt werden an dieser Stelle die aktuellen dynamischen
Grenzen der Fahrzeugkomponenten sowie die fahrsituationsabhängigen und
maximal zulässigen
Schwimmwinkel der Reifen vorgegeben.
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Zusätzlich sind
der erste Funktionsblock F1 und der zweite Funktionsblock F2 über einen
weiteren Signalausgang S5 des ersten Funktionsblockes F1 gekoppelt.
In diesem Bereich wird dem zweiten Funktionsblock F2 ein Startwert
für die
Optimierungsroutine in Form eines Steuerwerte für die Fahrzeugkomponenten und
Schwimmwinkel des Fahrzeugs aufweisenden Startvektors zugeführt und über die Optimierungsroutine
in der später
beschriebenen Art und Weise optimiert.
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Bei
einem Fahrzeugstart und nach systembedingter Zurücksetzung einer Speichereinheit
wird dem zweiten Funktionsblock F2 ein sinnvoller Defaultvektor,
der von der vorliegenden Konfiguration der die Fahrdynamik beeinflussenden
Fahrzeugkomponenten abhängt,
zugeführt.
Im laufenden Betrieb wird dem zweiten Funktionsblock F2 über den
Signalausgang S5 des ersten Funktionsblockes F1 ein über den
letzten Optimierungszyklus der Optimierungsroutine ermittelte Steuervektor
Xopt als aktueller Startvektor X0 für
einen neuen Optimierungszyklus zur Verfügung gestellt, wobei der Steuervektor
Xopt über einen
Signalausgang S6 des zweiten Funktionsblockes F2 in den ersten Funktionsblock
F1 eingeleitet wird.
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Der über den
Signalausgang S6 dem ersten Funktionsblock F1 zugeführte optimierte
Steuervektor Xopt enthält die das angeforderte Soll-Fahrverhalten
wenigstens annähernd
umsetzenden Steuervorgaben für
die Fahrzeugkomponenten und der ebenfalls bei der Optimierung ermittelte
Schwimmwinkel des Fahrzeugs.
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Ein
weiterer Signalausgang S7 des zweiten Funktionsblockes F2 ist mit
einem dritten Funktionsblock F3 verbunden, wobei dem dritten Funktionsblock
F3 an dieser Steile ein sogenannter Testvektor Xi zugeführt wird.
Der Testvektor Xi weist im zweiten Funktionsblock
F2 theoretisch ermittelte Steuerwerte für die Fahrzeugkomponenten sowie
ein theoretischer Schwimmwinkel des Fahrzeugs auf.
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Ein
Signalausgang S8 des dritten Funktionsblockes F3 ist mit dem zweiten
Funktionsblock F2 verbunden, um in dem eine Berechnungsfunktion darstellenden
dritten Funktionsblock F3 ermittelte und für die Umsetzung des angeforderten
Soll-Fahrverhaltens des Fahrzeuges erforderlichen vier Reibwerte
der vier Räder
des Fahrzeuges und die Abweichungen in den Randbedingungen dem zweiten Funktionsblock
F2 zuzuführen.
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Des
Weiteren weist der dritte Funktionsblock F3 einen Signaleingang
S9 auf, über
den dem dritten Funktionsblock F3 die vorzugsweise in dem ersten Funktionsblock
F1 aufbereiteten Sensorsignale, die zur Berechnung der Reifenkräfte benötigt werden, übergeben
werden. Die den dritten Funktionsblock F3 zugeführten Sensordaten bleiben während eines Optimierungszyklus,
der mehrere Optimierungsschritte umfasst, konstant.
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Über einen
weiteren Signaleingang S10 werden dem dritten Funktionsblock F3
von einem in dem ersten Funktionsblock F1 implementierten Unterfunktionsblock
F1A, welcher das Fahrzeugmodell enthält, Randbedingungen in Form
jeweils einer Summe der im Bereich der Reifen am Fahrzeug angreifenden Soll-Querkräfte und
Soll-Längskräfte sowie
die Summe der am Fahrzeug angreifenden Soll-Giermomente zugeführt. Über das
Fahrzeugmodell wird in Abhängigkeit
einer Fahrerwunschvorgabe, die in Form eines Lenkradeinschlages,
einer Gaspedalbetätigung
und dergleichen bestehen kann, ein vom Fahrer angestrebtes Soll-Fahrverhalten
des Fahrzeuges generiert, wobei das Fahrzeugmodell vorliegend der Einfachheit
halber als Einspurmodell ausgeführt
ist und hiervon abweichend auch als beliebig anderes geeignetes
und das reale Fahrzeugverhalten abbildende Fahrzeugmodell ausgeführt sein
kann.
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Die
im Unterfunktionsblock F1A des ersten Funktionsblockes F1 über das
Fahrzeugmodell ermittelten Randbedingungen in Form jeweils einer Summe
der im Bereich der Reifen am Fahrzeug angreifenden Soll-Querkräfte und
Soll-Längskräfte sowie
der Summe der am Fahrzeug angreifenden Soll-Giermomente werden während eines Optimierungszyklus
als konstant angenommen.
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Der
erste Funktionsblock F1 stellt die umfassende globale Strategie
dar, von der aus alle die Fahrdynamik beeinflussenden Fahrzeugkomponenten
angesteuert und in ihrer Zusammenarbeit optimiert werden. Hierfür ist grundsätzlich Voraussetzung,
dass die Auswirkung der Ansteuerung einer jeden betrachteten Fahrzeugkomponente
auf die Reifenkräfte
beispielsweise in Form einer Rechenvorschrift bzw. als Modell berücksichtigt
wird, wobei die Rechenvorschriften vorliegend in den dritten Funktionsblock
F3 integriert sind. Der zweite Funktionsblock F2 stellt einen Online-Optimierer
dar, in welchem ein die jeweiligen Steuerwerte der Fahrzeugkomponenten
sowie die Schwimmwinkelwerte der Reifen aufweisender Zahlenvektor
derart optimiert wird, dass die vom dritten Funktionsblock F3 ermittelten
erforderlichen vier Reibwerte der vier Reifen minimal gehalten werden
und die in der nachbeschriebenen Art und Weise über Gleichungen hinterlegte Randbedingungen
eingehalten werden, wobei hierfür beispielsweise
ein auf die Problemstellung angepasstes SQP-Verfahren (Sequenzielle-Quadratische-Programmierung)
verwendet wird.
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In 2 ist
eine detailliertere Blockschaltbilddarstellung des dritten Funktionsblockes
F3 gemäß 1 dargestellt.
Aus der Darstellung gemäß 2 geht
hervor, dass der Testvektor Xi einem ersten
Funktionsunterblock F3A des dritten Funktionsblockes F3 neben den
dem dritten Funktionsblock F3 über
den Signaleingang S9 zugeführten
Sensordaten zur Berechnung der Reifenkräfte zur Verfügung gestellt
wird. Das bedeutet, dass über
den theoretisch bestimmte Steuerwerte für die Fahrzeugkomponenten und
geschätzte
Schwimmwinkelwerte der Reifen enthaltenden Testvektor Xi im
ersten Unterfunktionsblock F3A bei Ansteuerung der Fahrzeugkomponenten
mit den theoretischen Steuerwerten und den theoretischen Schwimmwinkel
des Fahrzeugs theoretisch am Fahrzeug angreifende Längs- und
Querkräfte
sowie am Fahrzeug theoretisch wirkende Giermomente bestimmt werden.
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Im
ersten Unterfunktionsblock F3A des dritten Funktionsblockes F3 werden
anhand der theoretischen Steuerwerte der Fahrzeugkomponenten mit den
jeweils zugehörigen
Rechenvorschriften unter Berücksichtung
der Sensordaten, wie eine messtechnisch ermittelte Gierrate, eine
messtechnisch ermittelte Fahrzeuggeschwindigkeit und dergleichen, und
dem Schwimmwinkel des Fahrzeugs jeweils drei Reifenkraftkomponenten,
d. h. in Fahrzeuglängsrichtung,
in Fahrzeugquerrichtung und in Fahrzeughochrichtung, für jedes
der vier Räder
berechnet, wobei die Radlasten bzw. die Reifennormalkräfte in der
Regel zu nächst
aus einer Längs-
und Querbeschleunigung des Fahrzeuges sowie dessen Masse und der Schwerpunkthöhe des Fahrzeuges
abgeschätzt
werden.
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Zwischen
den dem dritten Funktionsblock F3 über den Signaleingang S10 zugeführten und
vom Fahrzeugmodell ermittelten Randbedingungen und den im ersten
Unterfunktionsblock F3A ermittelten am Fahrzeug bei Ansteuerung
der Fahrzeugkomponente mit den theoretischen Steuerwerten theoretisch
angreifenden Längs-
und Querkräften
sowie am Fahrzeug theoretisch wirkenden Giermomenten werden in einem
zweiten Unterfunktionsblock F3B des dritten Funktionsblockes F3
Abweichungen ermittelt. Die Abweichungen werden über den Signalausgang S8 gemeinsam
mit den in einem dritten Unterfunktionsblock F3C des dritten Funktionsblockes
F3 ermittelten vier erforderlichen Reibwerten der vier Reifen des
Fahrzeuges dem zweiten Funktionsblock F2 in Form eines Ausgangsvektors
Xa zugeführt.
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Die
zur Umsetzung des angeforderten Soll-Fahrverhaltens des Fahrzeuges
erforderlichen Reibwerte der vier Räder werden jeweils aus der Wurzel
der Summe der Quadrate einer Reifenlängskraft und einer Reifenquerkraft
eines jeden Reifens dividiert durch die Reifenaufstandskraft bzw.
die Reifennormalkraft eines Reifens bestimmt, wobei die Reifenquerkraft
jeweils eine Funktion des Schräglaufwinkels
eines Reifens und der Reifenlängskraft ist.
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Anschließend werden
die in Form des Ausgangvektors Xa dem zweiten
Funktionsblock F2 zugeführten
Vektorwerte zur Bewertung des dem dritten Funktionsblock F3 während des
selben Optimierungsschrittes zugeführten Testvektors Xi verwendet und ein neuer Testvektor für einen
weiteren Optimierungsschritt des aktuellen Optimierungszyklus unter Berücksichtung
der über
den Signalausgang S4 des ersten Funktionsblockes F1 dem zweiten
Funktionsblock F2 in aktualisierter Form zugeführten Betriebsgrenzen der Steuerwerte
der Fahrzeugkomponenten und des Schwimmwinkels des Fahrzeugs ermittelt.
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Dabei
ist es bei einer vorteilhaften Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
vorgesehen, dass die während
eines Optimierungsschrittes ermittelten theoretischen Steuerwerte
der Fahrzugkomponenten und der ebenfalls bestimmte Schwimmwinkel des
Fahrzeugs bei Überschreiten
von Schwellwerten der Abweichungen in der Optimierungsroutine erneut bestimmt
werden, wobei die Startwerte des neuen Optimierungsschrittes in
Abhängigkeit
der ermittelten Abweichungen und unter Berücksichtigung der aktualisierten
Betriebsgrenzen der Steuerwerte der Fahrzeugkomponenten und des
Schwimmwinkels angepasst werden. Andererseits werden die während eines
Optimierungsschrittes ermittelten theoretischen Steuerwerte bei
Unterschreiten der Schwellwerte der Abweichungen von der Optimierungsroutine
bzw. dem zweiten Funktionsblock F2 als Steuervorgaben für die Fahrzeugkomponenten über ein
Signalausgang S6 zunächst
an den ersten Funktionsblock F1 und über den Signalausgang S3 des
ersten Funktionsblockes F1 an die Fahrzeugkomponenten weitergeleitet.
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Bei
einer weiteren alternativen Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
umfasst ein Optimierungszyklus eine vordefinierte Anzahl an Optimierungsschritten,
wobei von der Optimierungsroutine die theoretischen Steuerwerte
der Fahrzeugkomponenten als Steuervorgaben für die Fahrzeugkomponenten ausgegeben
werden, für
die während
des Optimierungszyklus die geringsten Abweichungen ermittelt werden.
Hiervon abweichend kann es auch vorgesehen sein, dass Steuervorgaben
für die
Fahrzeugkomponenten in Abhängigkeit
mehrerer über
die Optimierungsroutine während
nacheinander ausgeführter
Optimierungsschritte eines Optimierungszyklus bestimmter theoretischer
Steuerwerte für
die Fahrzeugkomponenten bestimmt werden, wobei vorzugsweise in Abhängigkeit
der jeweils ermittelten Abweichungen eine Gewichtung zwischen den
verschiedenen theoretischen Steuerwerten vorgesehen sein kann.
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- S1
bis S10
- Signal
Ein- bzw. Ausgang
- F1
- erster
Funktionsblock
- F1A
- Unterfunktionsblock
des ersten Funktionsblockes
- F2
- zweiter
Funktionsblock
- F3
- dritter
Funktionsblock
- F3A,
F3B, F3C
- Unterfunktionsblock
des dritten Funktionsblockes
- X0, Xopt, Xa, Xi
- Vektor