DE10014690A1 - Verfahren zur Isolierung in vito differenzierter Körperzellen - Google Patents
Verfahren zur Isolierung in vito differenzierter KörperzellenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine Expressionskassette, die unter der genetischen Kontrolle eines organ- oder gewebespezifischen Promotors sowie gegebenenfalls eines oder mehrerer weiterer regulatorischer Elemente 3'-stromabwärts vom Promotor die kodierende Nucleotidsequenz wenigstens eines nicht-immunogenen, an der Zelloberfläche lokalisierenden Rezeptors umfasst, die daraus hergestellten Vektoren, die diese Vektoren enthaltenden Wirtszellen, Verfahen zur Reinigung differenzierter Körperzellen unter Verwendung dieser Konstrukte und die therapeutische Anwendung dieser Körperzellen.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft neuartige Verfahren zur Her
stellung und selektiven Isolierung differenzierter, transgener,
somatischer Körperzellen, wie z. B. ventrikulärer Kardiomyocy
ten, die dazu erforderlichen genetischen Konstrukte und die
damit hergestellten Vektoren, diese Vektoren enthaltende Wirts
zellen und die therapeutische Verwendung der transgenen diffe
renzierten Körperzellen.
Es besteht auf verschiedensten Gebieten der Medizin, wie z. B.
der Neurologie, der Dermatologie, der Osteologie oder der Kar
diologie ein Bedarf an allogenem oder syngenem Ersatzgewebe
oder Ersatzzellmaterial. Man befaßt sich deshalb intensiv mit
der Gewinnung differenzierter somatischer Körperzellen aus plu
ripotenten Progenitorzellen, wie z. B. embryonalen Stammzellen.
Embryonale Stammzellen (ES-Zellen) sind der Wissenschaft schon
seit geraumer Zeit bekannt. Am Modell der Maus würden sie cha
rakterisiert. Sie besitzen die außerordentliche Fähigkeit, sich
im wesentlichen in jede der 210 verschiedenen Zelltypen des
menschlichen Körpers zu differenzieren.
Thomson et al (1998), Science 282, 1145-1147 ist es kürzlich
gelungen, menschliche ES-Zellen aus menschlichen Blastozysten
zu isolieren. In ihren physiologischen Eigenschaften gleichen
sie denen der Maus. Mit der Isolierung menschlicher ES-Zellen
rückt eine erfolgreiche zellvermittelte Gentherapie am Menschen
in greifbare Nähe. Die Bedeutung dieser Entwicklung soll am
Beispiel der Kardiologie kurz veranschaulicht werden.
Herzinsuffizienz beschreibt die Unfähigkeit des Herzens, Blut
und Sauerstoff in einem Maße, das den Bedürfnissen des Körpers
gerecht wird, zu den Organen zu transportieren. 1996 starben in
Deutschland mehr Menschen an chronischer Herzinsuffizienz als
an akutem Herzinfarkt. Hauptursache dafür ist, daß zu wenig
Spenderherzen für eine lebensrettende Herztransplantation zur
Verfügung stehen und die Wartezeit derzeit bei etwa neun bis
zwölf Monaten liegt.
Die derzeit zur Verfügung stehenden Alternativmethoden zur
Herztransplantation sind nur begrenzt erfolgreich bzw. nicht
weit genug entwickelt. Zur Myokardentlastung und Kontraktions
unterstützung wird im klinischen Alltag in einem ersten Schritt
vor allem die medikamentöse Therapie der chronischen Herzinsuf
fizienz angewandt. Es folgen operative Maßnahmen, wie die Myo
kardresektion nach Batista, nach welcher geschädigtes Gewebe
mechanisch entfernt wird, die Kardiomyoplastie, d. h. der Unter
stützung der Herzfunktion durch körpereigene Skelettmuskulatur
sowie die Implantation eines Kunstherzes. In der experimentel
len Phase befindet sich immer noch die umstrittene Xenotrans
plantation, also die Verpflanzung eines Spenderherzens aus dem
Schwein oder dem Affen in den Menschen. Letztere trifft nicht
nur auf ethische Einwände, sondern auch auf medizinische Risi
ken, die mit einer Xenotransplantation verbunden sind. Zum ei
nen kann ein Überspringen artfremder Krankheitserreger auf den
Menschen nicht ausgeschlossen werden. Andererseits setzt eine
Xenotransplantation immer noch die Verwendung immunsupprimie
render Medikamente voraus, die zwar das transplantierte Herz
vor einer Immunreaktion schützen, den Gesamtorganismus aber
gegenüber alltäglichen Keimen und der Entstehung von Krebs ver
wundbar machen.
Die wohl erfolgversprechendste Alternative zur Herztransplan
tation wäre die autologe Zelltransplantation. In der Kardiolo
gie versteht man darunter die Injektion von gesunden Zellen
direkt in das geschädigte Herzareal.
Kardiomyozyten verlieren im Gegensatz zur quergestreiften Ske
lettmuskulatur kurz nach der Geburt die Fähigkeit sich zu tei
len, so daß bei einer Verletzung oder Schädigung des Myokards
irreversible Zell- und Funktionsverluste auftreten. Im Falle
eines Herzinfarktes bedeutet dies den Ersatz von Herzmuskulatur
durch Bindegewebe mit Bildung einer Narbe. Dem könnte durch die
Transplantation von Ersatz-Muskelzellen entgegengewirkt werden.
Die technische Durchführbarkeit der zellulären Transplantation
in Versuchstiere, wie Maus, Ratte und Hund, konnte nicht nur
durch die Transplantation von fetalen, neonatalen und adulten
Kardiomyozyten, sondern auch durch die Injektion organfremder
Zellen wie, Myoblasten, Skelettmuskel-Satellitenzellen und kar
dialen Tumorzellen bewiesen werden (Klug et al., (1996) J. Clin.
Invest. 98, 216); Koh et al., (1995) J. Clin. Invest, 96, 2034;
Schwarz et al., (1998) Z. Kardiol, 87, 1). Histologisch-morpho
logische Studien belegen, daß sowohl Myoblasten, als auch feta
le Kardiomyozyten myokardiale Transplantate mit interzellulären
Verbindungen, wie "Gap Junctions" und Desmosomen, ausbilden und
8 bis 10 Wochen überleben (Koh et al., a. a. O; Soonpaa et al.,
(1994) Science, 264, 98). Koh und Mitarbeiter konnten zeigen,
daß genetisch modifizierte, transplantierte Myoblasten im Emp
fängermyokard rekombinante Wachstumsfaktoren langfristig expri
mieren und dadurch im Grenzbereich zwischen Transplantat und
Empfängermyokard die endotheliale DNA-Synthese mit nachfolgen
der Angiogenese induzieren können (Koh et al., (1995) J. Clin.
Invest. 95, 114). Teilweise ungeklärt ist, ob die Zelltrans
plantate wirklich positive Effekte auf das Myokard ausüben oder
nicht längerfristig etwa elektrische und strukturelle Instabi
litäten verursachen. Problematisch bei der Gewinnung von Kar
diomyozyten ist die Manipulation der Zellen. Zwar gelingt es,
Kardiomyozyten zurück in den Zellzyklus zu zwingen, z. B. durch
das Einfügen von Tumorgenen, jedoch auf Kosten der physiologi
schen Zelleigenschaften. Die für ventrikuläre Kardiomyozyten
typischen elektrophysiologischen, pharmakologischen und immun
histologischen Charaktersitika gehen dadurch verloren.
Grundvoraussetzung für den Erfolg eines Zelltransplantations
ansatzes ist das Vorhandensein einer homogenen Zellpopulation.
ES-Zellen besitzen neben ihrer Fähigkeit sich in jedweden Zell
typ zu differenzieren, auch einen besonderen Nachteil. Werden
sie in undifferenziertem Zustand in Mäuse injiziert, so kommt
es zur Entstehung von Tumoren, sogenannten Teratokarzinomen.
Bevor ES-Zellen therapeutisch genutzt werden können, muß daher
sichergestellt sein, daß alle Zellen so ausdifferenziert sind,
daß keine Gefahr vor einer ungehemmten Vermehrung der Zellen
oder der Bildung ungewollter Gewebstypen besteht. Eine strin
gente Aufreinigung des gewünschten Zelltyps, im Falle der Kar
diologie, von Herzmuskelzellen, ist daher zur Sicherheit des
Empfängers eine absolute Notwendigkeit.
Loren J. Field (J. Clin. Invest. (1996), 98, 216) gelang es,
spontan differenzierende Kardiomyozyten mit einem Reinheitsgrad
von über 99% anzureichern. Um dieses Ziel zu erreichen, führten
sie zunächst ein Antibiotika-Resistenzgen in die murinen ES-
Zellen ein. Dieses war so ausgelegt, daß es ausschließlich in
Kardiomyozyten exprimiert wird. Nachdem den ES-Zellen Zeit ge
geben wurde, sich zu differenzieren und nachdem durch den Zu
satz von genügend Antibiotikum alle Zellen ohne Resistenzgen
abgetötet waren, gelang es, eine im wesentlichen reine Popula
tion von Kardiomyozyten zu erhalten. Nach der Transplantation
dieser Zellen in Mäusemyokardien, konnten sie bis zu einem
Zeitraum von mehr als 7 Wochen nachgewiesen werden. Die Haupt
nachteile dieser Methode bestehen vor allem in der Toxizität
des verwendeten G418-enthaltenden Mediums, der geringen Ausbeu
te der so erhaltenen Zellen und der Tatsache, daß es sich bei
den beschriebenen Zellen nicht um humane sondern murine Zellen
handelt.
Obwohl Kardiomyozytentransplantation am Tiermodell mehrfach
erfolgreich durchgeführt wurden, ist eine erfolgsversprechende
Durchführung am Menschen aus obigen Gründen und vor allem auf
grund der Nichtverfügbarkeit menschlicher ventrikulärer Kardio
myozyten nicht möglich. Mit ähnlichen Problemen ist bei der
Gewinnung und Transplantation anderer Körperzellen zu rechnen.
Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein verbes
sertes Verfahren zur Gewinnung von differenzierter Körperzellen
zur Verfügung zu stellen. Insbesondere war es Aufgabe, ein Ver
fahren zur Gewinnung differenzierter ventrikulärer Kardiomyocy
ten bereitzustellen.
Obige Aufgabe wurde überraschenderweise durch Bereitstellung
einer Expressionskassette für die genetische Modifikation der
zu isolierenden Körperzellen, bzw. pluripotenter Vorläuferzel
len der Körperzellen gelöst. Diese Expressionskassette ist da
durch gekennzeichnet, dass sie unter der genetischen Kontrolle
eines organ- oder gewebespezifischen Promotors sowie gegebenen
falls eines oder mehrerer weiterer regulatorischer Elemente 3'-
stromabwärts vom Promotor, funktional bzw. operativ verknüpft,
die kodierende Nucleotidsequenz wenigstens eines nicht-immuno
genen, an der Zelloberfläche lokalisierenden Rezeptors umfasst.
Durch die Kombination von spezifischem Promotor und an der Zel
loberfläche lokalisierenden Rezeptor wird eine schnelle, scho
nende und selektive Isolierung einer spezifischen Zellpopula
tion unter Ausnutzung der Bindungsaffinität des Rezeptors zu
einem korrespondierenden Bindungspartner bzw. Liganden ermög
licht.
Je nach zu isolieren gewünschter Zellpopulation kann der Fach
mann den jeweils geeignetsten zell- oder organspezifischen Pro
motor und einen passenden Rezeptor auswählen.
Als nichtlimitierende Beispiele für geeignete Promotoren sind
zu nennen:
Auf die Offenbarung obiger Fundstellen wird hiermit ausdrück
lich Bezug genommen.
Entscheidend für die Auswahl des Rezeptors ist, daß dieser nach
Expression auf der Zelloberfläche Bindungsaffinität zu einem
Liganden besitzt und geringe Immunogenität in einem späteren
Empfängerorganismus aufweist. Vorzugsweise sollte der Rezeptor
vom Immunsystem des Empfängerorganismus nicht als "körperfremd"
erkannt werden.
Beispiele für geeignete Ligand/Rezeptorpaare sind:
Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Expres
sionskassette ist dadurch gekennzeichnet, daß die kodierende
Nucleotidsequenz in einem polycistronischen, vorzugsweise bi
cistronischen, Gen enthalten ist, welches außerdem die kodie
rende Sequenz für wenigstens ein weiteres Genprodukt, ausge
wählt unter einem Markergen und einem ersten therapeutisches
Gen, umfasst. Vorzugsweise umfasst das bi-cistronische Gen die
regulatorische Sequenz einer Internal Ribosome Entry Side
(IRES) (z. B. kommerziell erhältlich von der Firma Clontech).
Ein derartiges Konstrukt bietet den zusätzlichen überraschenden
Torteil, daß unter der genetischen Kontrolle des vorgeschalte
ten Promotors eine gleichzeitige Expression des Rezeptors und
des weiteren Gens erfolgt. Ist das weitere Gen ein Markergen,
wie z. B. EGFP (grün fluoreszierendes Protein), so erleichtert
dies die Charakterisierung der mit Hilfe des Rezeptors isolier
ten Zellen. Ist das weitere Gen ein therapeutisches Gen, so
wird dessen gewebe- oder organspezifische Expression gewährlei
stet und dadurch das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen durch
unkontrollierte Expression in anderen Geweben oder Organen
praktisch ausgeschlossen.
Neben dem Promotor können in der Expressionskassette gewünsch
tenfalls weitere regulatorische Elemente enthalten sein, wie
Amplifikationssignale, Enhancer, Polyadenylierungssequenzen,
Replikationsursprünge, Reportergene, Markergene und derglei
chen.
Bevorzugt verwendet man in den erfindungsgemäßen Konstrukten
als Rezeptormolekül ein Oberflächenantigen, das immunologische.
Affinität zu einem Immunglobulin-Molekül besitzt. Das Immunglo
bulinmolekül ist dabei vorzugsweise ein monklonaler Anti-Rezep
tor-Antikörper oder ein Rezeptor-bindendes Fragment, wie z. B.
ein Fab oder F(ab')2 oder Fv Fragment, davon.
Zur leichteren Isolierung der Rezeptor-exprimierenden Zellen
kann der Ligand, wie z. B. der Antikörper, in immobilisierter
Form, z. B. gebunden an einen festen Träger, oder verknüpft mit
paramagnetischen Mikrokügelchen, sogenannte "Mikrobeads", vor
liegen.
Erfindungsgemäß bevorzugt verwendet man als Oberflächenantigen
das CD4-Antigen oder ein verkürztes Fragment davon, vorzugswei
se ein um die intrazelluläre Domäne verkürztes Molekül, das
somit weiterhin die Transmembran- und extrazelluläre Domäne
umfasst.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann die Expressionskas
sette einen selektierbaren Marker, wie z. B. ein Resistenzgen
enthalten. Grundsätzlich sind beliebige an sich bekannte Resi
stenzgene einsetzbar. Als Beispiele können insbesondere Anti
biotika-Resistenzgene, wie das Neomycin- und das Hygromycin-
Resistenzgen, genannt werden.
Vorzugsweise liegt das Resistenzgen und dessen zugeordneter
Promotor in einer reversibel integrierten Form vor und kann
somit zu einem geeigneten Zeitpunkt, jedenfalls vor der thera
peutischen Anwendung der Zellen, wieder entfernt werden.
Die reversible Einbindung von Resistenzgen und dessen Promotor
erreicht man beispielsweise, indem man diese durch LoxP-Sequen
zen flankiert (LoxP-Promotor-Resistenzgen-LoxP). Durch trans
iente Transfektion der Resistenzgen-haltigen Zellen und Expres
sion von PKG-Cre (z. B. beschrieben in Cellemand et al., (1998)
Transg. Res. 7, 105) kann damit das Fremdgen spezifisch ent
fernt werden.
Als Beispiel für eine erfindungsgemäß brauchbare Gruppe erster
therapeutischer Gene sind Gene für Angiogenense-Faktoren zu
nennen. Bevorzugte Vertreter dieser Gruppe sind das vascular
endothelial growth factor (VEGF) Gen, das basic fibroblast
growth factor (bFGF) Gen, das acidic fibroblast growth factor
(aFGF) Gen, das Angiopoietin-, Activin- sowie das Follicosta
tin-Gen. Diese sind vorzugsweise Bestandteil des oben erwähnten
bicistronischen Gens.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst das Kon
strukt außerdem ein zweites therapeutisches Gen, insbesondere
ein Immunsuppressionsgen.
Vorzugsweise ist dieses Gen in eigenständiger Form, d. h. mit
eine eigenen Promotor, enthalten. Derartige Konstrukte bieten
den Vorteil, daß eine lokale immunsuppressive Wirkung genthera
peutisch vermittelt werden kann. Das immunsupprimierende Gen
produkt kann dabei membranständig oder, vorzugsweise, in sezernierter
Form vorliegen. Ein geeignetes sezerniertes immunsup
primierendes Genprodukt ist das CTLA4-Ig-Fusionsprotein.
Aufgrund der bevorzugten therapeutischen Verwendung der erfin
dungsgemäßen Zellisolate beim Menschen sind insbesondere solche
Konstrukte vorteilhaft, deren kodierenden Sequenzen im wesent
lichen für humane oder humanisierte Genprodukte kodieren.
"Humanisierte" Genprodukte sind dabei solche, bei denen zur
Verringerung ihrer Immunogenität nicht-menschliche Teilsequenz
bereiche durch entsprechenden mensch-typische Sequenzbereiche
ersetzt wurden.
Eine besonders bevorzugte Gruppe von erfindungsgemäßen Expres
sionskassetten ist dadurch gekennzeichnet, dass als organ- oder
gewebespezifischer Promotor der ventrikelspezifische Myosin-
Leichte-Kette-2 (MLC-2v) Promotor verwendet wird. Dieser Promo
tor und geeignete Varianten davon sind in der PCT/DE 96/2181
beschrieben, worauf hiermit ausdrücklich Bezug genommen wird.
Beispiele für spezielle Formen bevorzugter Expressionskassetten
sind Konstrukte, welche in 5'-3'-Richtung wenigstens eine der
folgenden Teilsequenzenfolgen umfassen:
- a) MLC-2v-Promotor, CD4-extrazelluläre und transmembrane Do mäne, IRES, Angiogenesefaktor;
- b) CMV-Enhancer, MLC-2v-Promotor, CD4-extrazelluläre und tra nsmembrane Domäne, IRES, Angiogenesefaktor;
- c) CMV-Enhancer, MLC-2v-Promotor, CD4-extrazelluläre und transmembrane Domäne, IRES, Angiogenesefaktor, PGK-Promo tor, CTLA4-Ig Fusionsprotein; und
- d) CMV-Enhancer, MLC-2v-Promotor, CD4-extrazelluläre und transmembrane Domäne, IRES, Angiogenesefaktor, LoxP, PGK- Promotor, Resistenzgen, LoxP, PGK-Promotor, CTLA4-Ig Fu sionsprotein;
dabei ist der CMV-Enhancer ein regulatorisches Element aus dem
Cytomegalovirus und der PGK-Promotor die Promotorsequenz für
das Enzym Phosphoglycerinkinase. Auch diese bevorzugten Kon
strukte umfassen zweckmäßig kodierende Sequenzen, welche im
wesentlichen für humane oder humanisierte Genprodukte kodieren.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft Vektoren, wie
z. B. Plasmide oder virale Konstrukte, Phagen, Phasmide, Phage
mide, Transposons, Cosmide, oder Liposome, umfassend wenigstens
eine der oben beschriebenen Expressionskassetten. Bevorzugt
verwendet man virale, insbesondere adenovirale, Konstrukte oder
Liposomenpräparate. Bevorzugte MLC-2-haltige Vektoren sind in
der oben bezeichneten PCT/DE 96/02181 beschrieben.
Weiterhin ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Iso
lierung in vitro differenzierter organ- oder gewebespezifischen
Körperzellen eines Säugers, wobei man
- a) in pluripotente Vorläuferzellen, ausgewählt unter embryo nalen Stammzellen, Primordialzellen und Knochenmarks-Stro mazellen eines Säugers, einen organ- oder gewebespezifi schen Expressionsvektor gemäß obiger Definition einbringt;
- b) transgenpositive Zellen selektioniert;
- c) aus den selektionierten Zellen gegebenenfalls vorhandene Resistenzgene entfernt;
- d) in den so erhaltenen Zellen die Differenzierung zu einer die gewünschten organ- oder gewebespezifischen Körperzel len umfassenden Zellpopulation induziert und erforderli chenfalls eine Einzelzellpräparation herstellt; und
- e) die Rezeptor-exprimierenden differenzierten Körperzellen mit Hilfe Rezeptor-spezifischer Liganden affinitätsrei nigt.
Gegenstand ist insbesondere auch ein Verfahren zur Herstellung
von ventrikulären Kardiomyozyten, wobei man
- a) in pluripotente Vorläuferzellen, ausgewählt unter embryo nalen Stammzellen, Primordialzellen und Knochenmarks-Stro mazellen eines Säugers, einen oben beschriebenen ventri kelspezifischen Expressionsvektor einbringt;
- b) transgenpositive Zellen selektioniert;
- c) aus den selektionierten Zellen gegebenenfalls vorhandene reversibel integrierte Resistenzgene entfernt;
- d) in den so erhaltenen Zellen die Differenzierung zu einer Kardiomyocyten umfassenden Zellpopulation induziert und erforderlichenfalls eine Einzelzellpräparation herstellt; und
- e) die Rezeptor-exprimierenden differenzierten ventrikulären Kardiomyozyten mit Hilfe Rezeptor-spezifischer Liganden affinitätsreinigt.
Eine Variante obiger Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß
man als reversibel integrierte Resistenzgene LoxP-flankierte
Resistenzgene verwendet, und zur Entfernung dieser die Zellen
mit einem Cre-Rekombinase kodierenden Expressionsvektor tran
sient transfiziert.
In einer weiteren Variante obigen Verfahrens werden embryonale
Stammzellen eingesetzt, die in an sich bekannter Weise gewonnen
wurden aus
- a) Blastozysten oder
- b) enukleierten Oocyten, in welche der Kern einer differen zierten adulten somatischen Körperzelle transferiert wur de.
Vorzugsweise sind bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Re
zeptor-spezifischen Liganden an paramagnetische Mikrobeads ge
koppelt, so daß die Ligand-markierten Zellen in einem Magnet
feld von nichtmarkierten Zellen getrennt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist grundsätzlich mit pluripo
tenten Stammzellen beliebiger Säuger, wie z. B. Mensch, Maus,
Ratte, Schwein, Rind, Hund, Kaninchen, Hamster, durchführbar.
Obige Verfahren finden insbesondere Anwendung zur Herstellung
körpereigener (autologer) humaner Körperzellen, wobei man die
pluripotenten Vorläuferzellen aus einem autologen menschlichen
Spender gewinnt.
Gegenstand der Erfindung sind insbesondere transgene somatische
Körperzellen, erhältlich nach einem erfindungsgemäßen Verfah
ren. Diese finden insbesondere Verwendung zur, vorzugsweise
autologen, Zelltransplantation oder zur Gentherapie, wie ins
besondere zur zellvermittelten Gentransplantation, bei ver
schiedensten Krankheitszuständen. Nichtlimitierende Beispiele
für mögliche Indikationen sind die ischämische und dilatative
Kardiomyopathie.
Gegenstand sind insbesondere Kardiomyocyten mit einem elektro
physiologisch vetrikulären Eigenschaftsspektrum, d. h. einem für
ventrikuläre Kardiomyocyten typischen Membranpotential von ca.
-70 mV, einer Potentiallänge von ca. 118 ms und einem Overshoot
von ca. 34 mV, wobei Carbachol als Agonist des Muscarinischen
Rezeptors keinen Effekt auf das Membranpotential und die Länge
des Aktionspotentials hat. Typisch für ventrikuläre Kardiomyo
zyten ist außerdem ein Andauern des Aktionspotentials nach Be
handlung der Zellen mit dem beta-adrenergen Agonisten Isoprena
lin (vgl. auch Fig. 2).
Die Herstellung und Gewinnung von Herzmuskelzellen aus ver
schiedenen pluripotenten Progenitorzellen wird nun im folgenden
Abschnitt eingehender beschrieben.
Das derzeitige Wissen über die Gewinnung und Handhabung von ES-
Zellen stammt zum größten Teil aus dem Studien muriner ES-Zel
len. Sie wurden erstmals 1981 aus einem Maus-Embryo im 100-
Zellstadium gewonnen. Der Embryo in diesem Entwicklungszeit
punkt wird als Blastozyste bezeichnet. Er mißt wenige Millime
ter und besteht aus einer Hohlkugel, die an einer Stelle nach
innen zur inneren Zellmasse verdickt ist. Unter natürlichen
Verhältnissen bildet sich im Uterus daraus der Fötus. Wird die
Blastozyste allerdings in einer Petrischale angewachsen, so
kollabiert die äußere Membran und die innere Zellmasse fängt an
sich zu teilen. In diesem Stadium können die Zellen über einen
unbegrenzten Zeitraum gehalten werden. Ihre Pluripotenz, d. h.
ihre Fähigkeit sich in nahezu jeden Zelltyp zu differenzieren
bleibt weiterhin erhalten.
Die ES-Zellen behalten solange ihren undifferenzierten Zustand
bei, solange sie in ihrem Nährmedium das von sogenannten
"Feeder"-Zellen sezernierte Cytokin LIF (Leukemia Inhibitory
Factor) vorfinden. Werden die "Feeder"-Zellen bzw. LIF entfernt
und wird verhindert, daß sich die ES-Zellen am Substrat anhef
ten, z. B. durch Kultur der ES-Zellen auf Bakterienplatten oder
in sogenannten "hängenden Tropfen", so beginnen sie sich zu
differenzieren. Während der Differenzierung kommt es zur Aus
bildung sogenannter "Embryoid Bodies". Die Richtung der Diffe
renzierung bleibt zunächst unvorhersehbar, jedoch ist das Re
pertoire sich in vitro differenzierender Zellen deutlich gerin
ger, als nach Injektion in eine Blastozyste; vermutlich hervor
gerufen durch die unterschiedlich chemisch definierte Umgebung
der Zellen. Werden die ES-Zellen in Gegenwart von Stromazellen
angewachsen, so kommt es zu einer verstärkten Ausbildung hema
topoetischer Zellen. Das gleiche tritt ein, wenn dem Kulturme
dium Methylcellulose beigefügt wird. Die Zugabe von Retinsäure
(RA) führt je nach Konzentration und Zeitpunkt der Stimulation
zur Anhäufung kardialer oder neuronaler Zellen. Entsprechende
Methoden sind z. B. in der DE 44 41 327 oder der WO 96/16163
beschrieben.
Von kleineren Abweichungen im Arbeitsprotokoll abgesehen, ist
die obige für murine ES-Zellen beschriebene Handhabungs- und
Differenzierungsprozedur auch für humane ES-Zellen anwendbar.
Während bei murinen Blastozysten nach Beginn der in vitro Dif
ferenzierung die äußere Zellschicht (Trophoblast) relativ
schnell abgebaut wird, ist dies bei humanen Blastozysten nicht
der Fall. Um die innere Zellmasse vor einem Absterben zu bewah
ren, muß daher der Trophoblast bei der in vitro Differenzierung
menschlicher Blastozyzten mechanisch entfernt werden (beschrie
ben von Thomson a. a. O.).
Die in vitro Differenzierung von ES-Zellen ist nicht der ein
zige Weg, um menschliche Kardiomyozyten zu gewinnen. Kardiomyozyten
sind ebenfalls zugänglich durch in vitro Differenzierung
von Primordialzellen, Vorläuferzellen von Ei- und Samenzellen,
die aus humanen fetalen Ovarien oder Testes gewonnen werden.
Die Etablierung humaner pluripotenter Primordialzellen ist z. B.
beschrieben bei Shamblott et al., (1998) Proc. Natl. Acad. Sci.,
95, 13726.
Außerdem sind Kardiomyozyten zugänglich aus in vitro differen
zierten Oozyten, welche mittels Kern-Transfer-Technik manipu
liert wurden. Geeignte Methoden sind z. B. beschrieben von Wa
kayama, T. et al., (1998) Nature, 394, 369; sowie Wilmut, I. et
al., (1997), Nature, 385, 810. Dieser Ansatz ermöglicht ins
besondere eine autologe Zelltransplantation, d. h. die Möglich
keit zur Gewinnung und Transplantation körpereigener Kardiomyo
zyten.
Weiterhin sind Kardiomyocyten zugänglich durch Differenzierung
von Knochenmarksstromazellen. Ein Verfahren zur Herstellung
muriner Kardiomyocyten wird beschrieben von Makino et al.,
(19-99) J. Clin. Invest. 103, 697.
Ein wesentlicher Punkt, der bisher noch nicht eingehend be
trachtet wurde, ist die Tatsache, daß jede der zuvor erwähnten
in vitro Differenzierungsmethoden zu einem Gemisch verschieden
ster Zelltypen führt. So liegt beispielsweise bei in vitro dif
ferenzierten murinen ES-Zellen der Prozentsatz an myokardialen
Zellen nur bei 5%. Für die in vitro Differenzierung humaner
Primordial- oder ES-Zellen muß mit ähnlichen Zahlen gerechnet
werden. Dies bedeutet, daß immer nur ein Bruchteil der gesamten
in vitro differenzierten Zellpopulation dem gewünschten Zelltyp
entspricht. Dieser Prozentsatz kann zwar durch geeignete Wachs
tumsbedingungen, wie der Zugabe chemischer Induktoren, eventu
ell verdoppelt werden, dennoch kann mit einem derartigen Zell
gemisch zunächst keine erfolgversprechende Zelltransplantation
unternommen werden. Konventionelle Aufreinigungsmethoden sind
sehr aufwendig und zeitraubend und bewirken die eingangs be
schriebenen unerwünschten Veränderungen der physiologischen
Zelleigenschaften. Erst mit Hilfe des erfindungsgemäßen Ansat
zes zur Markierung und Reinigung differenzierter Kardiomyozyten
kann diese Problem in zufriedenstellender Weise umgangen wer
den.
Die Erfindung wird nun anhand folgender Ausführungsbeispiele
und unter Bezugnahme auf beiliegende Figuren näher erläutert.
Dabei zeigt
Fig. 1 die Markierung und Reinigung ventrikulärer Kardiomyocy
ten. Das für die Transfektion pluripotenter Zellen (murine
bzw. humane ES- bzw. Knochenmarks-Stromazellen bzw. Pri
mordialzellen) verwendete Expressionsplasmid enthält fol
gende Untereinheiten: (1) ein bi-cistronisches Gen beste
hend aus einem für ventrikuläre Kardiomyozyten spezifi
schen CMV-MLC2v-Promotor, welcher ein verkürztes CD4-Ober
flächenprotein und das therapeutisch wirksame VEGF-Gen
reguliert; (2) ein durch LoxP-Sequenzen flankiertes eigen
ständiges PGK-Neo-Gen, welches für die Selektion dei posi
tiv transformierten Zellen verwendet wird und durch tran
siente Expression eines Cre-Expressionsvektor vor der
Transplantation entfernt wird; und (3) ein PGK-CTLA4-Ig-
Fusionsprotein-Gen, welches als eigenständige Einheit dazu
beitragen soll, dem Zelltransplantat gegenüber einer vom
Empfängergewebe ausgehenden Abstoßungsreaktion Immunität
zu verleihen.
Nach der Transfektion der Zellen, z. B. mittels Elektropo
ration, findet eine Selektion positiv rekombinierter Zel
len in G418-haltigem Medium statt. G418-resistente Zell
klone werden transient mit einem PGK-Cre-Expressionsplas
mid tranisfiziert, wodurch LoxP-flankierte artfremde Gen
bereiche aus dem Genom der Zelle entfernt werden, d. h. das
in die Zellen eingeschleuste Genkonstrukt enthält bereits
zu diesem Zeitpunkt keine dem Patienten fremden Gene mehr.
Nach Herstellung von Embroid Bodies (EBs) folgt die Diffe
renzierung der pluripotenten Zellen, u. a. zu Herzmuskelzellen.
Das sich bildende heterogene Zellgemisch wird
anschließend einer Einzelzellpräparation unterzogen. CD4-
positive Zellen können daraufhin mittels anti-CD4-Antikör
per markiert und über die Auftrennung in einem Magnetfeld
aufgereinigt werden. Die so gewonnene Zellpopulation be
steht aus ventrikulären Kardiomyozyten, welche direkt für
Transplantationsstudien verwendet werden können;
Fig. 2 die elektrophysiologische Charakterisierung von ventri
kulären Kardiomyocyten. (A) EGFP-negative Kardiomyozyten
zeigen das typische Aktionspotential früher Zellen mit
einem depolarisierten Membranpotential von ca. -56 mV und
einem nur kurz anhaltendem Aktionspotential über ca. 86 ms.
Außerdem zeigen sie einen negativen chronotropischen
Effekt gegenüber Behandlung mit dem muscarinischen Agoni
sten Carbachol (CCh). (B) EGFP-positive Kardiomyozyten
hingegen zeigen typische Eigenschaften des ventrikulären
Typs: negatives Membranpotential von ca. -70 mV und eine
Dauer des Aktionspotentials von ca. 118 ms. Sie zeigen
eine klar erkennbare Plateauphase, welche durch einen
langanhaltenden Calcium-Einstrom durch Calcium-Kanäle des
L-Typs hervorgerufen wird. CCh zeigt keinen Effekt auf
ventrikuläre Kardiomyozyten. Eine Behandlung mit dem beta-
adrenergen Agonisten Isoprenalin (Iso) führt jedoch, wie
in (C) gezeigt, zu einer Verlängerung des Aktionspotenti
als, wiederum typisch für Kardiomyozyten des ventrikulären
Typs.
Soweit keine gesonderten Angaben gemacht werden, erfolgt die
Durchführung der Experimente unter Anwendung molekular- und
zellbiologischer Standardmethoden (vgl. z. B. Shambrook et al.,
Molecular Cloning, A Laboratory Manual, 2. Aufl. (1989) Cold
Spring Harbor Laboratory).
1. Zunächst wird ein CMV-MCL-2v-EGFP-Plasmid hergestellt.
Das aus 590 Basenpaaren bestehende CMV-Enhancer Element (Bos
hart et al. (1985) Cell 41, 521) wurde mittels PCR aus dem von
Clontech erhältlichen Plasmid CMV-EGFP hergestellt und an
schließend über die Schnittstellen SacI, BamHI in den Expres
sionsvektors pEGFP-1 (Clontech) kioniert (pCMV-EGFP). Um den
MLC2v-Promotor einfügen zu können wurde dieser zunächst als 2.1 kb
Kpnl-EcoR1 DNA-Fragment aus dem Genom der Ratte isoliert
(Henderson et al., (1989) JBC. 2641 18142), in die EcoRI, XhoI
Schnittstellen des pEGFP-1 inseriert (MLC2v-EGFP), anschließend
mittels XbaI, XhoI-Verdau aus diesem herausgeschnitten und in
die BamHI, XhoI-Schnittstellen von pCMV-EGFP eingefügt (CMV-
MLC2v-EGFP).
Ein CD4-Expressionsplasmid ist von der Firma Miltenyi Biotec
(Deutschland) erhältlich. Die kodierenden Bereiche des um den
intrazellulären Teil verkürzten CD4-Moleküls werden an das 3'-
Ende des CMV-MLC2v-Enhancer/Promotor-Konstrukts ligiert und,
die in 3'-Richtung folgende IRES-EGFP-Kassette wird aus einem
von der Firma Clontech bezogenen Expressionsvektor umkloniert.
Das so erhaltene bi-cistronische Gen soll die gleichzeitige
ventrikelspezifische Expression der Markergene CD4 und EGFP
garantieren. CD4 dient später der eigentlichen Aufreinigung der
Kardiomyozyten. EGFP dient zur Charakterisierung der durch die
Reinigung erhaltenen Zellen. Der oben dargestellte Vektor ent
hält außerdem ein eigenständiges PGK-Neo-Gen, sowie ein von der
Arbeitsgruppe Gainer et al., (1997) Transpl. 63, 1071 beschrie
benes CTLA4-Ig-Fusionsgen.
Als Kontrollvektor, um später in der Maus bzw. der Ratte die
biologische Wirkung von CTLA4-Ig, zu bestimmen, kommt zusätz
lich ein identischer Vektor ohne PGK-CTLA4-Ig-Kassette zum Einsatz.
2. Der oben abgebildete, aus 3 Genen zusammengesetzte Vektor
wird linearisiert und mittels Elektroporation in murine ES-Zel
len und Knochenmarks-Stromazellen des Menschen bzw. der Ratte
transfiziert. Über Perkollgradienten aufgereinigte humane mono
nukleäre Knochenmarkszellen können von der Firma CellSytems
bezogen werden. Knochenmarks-Stromazellen der Ratte werden in
an sich bekannter Weise aus den Oberschenkelknochen von Wistar-
Ratten isoliert und über einen Perkollgradienten gereinigt.
Die Zellen werden in gelatinisierten Petrischalen gehalten,
wobei die ES-Zellen bei 37°C, die Knochenmarks-Stromazellen bei
33°C kultiviert werden. Über die Neomycin-Resistenzkassette
lassen sich transformierte Zellen selektionieren. Bei Geneti
cin (G418)- resistenten ES-Zellklonen wird daraufhin entspre
chend der Angaben in der WO 96/16163 durch den Entzug von LIF
die Differenzierung induziert. Circa 25 Tage nach Beginn der
Differenzierung erfolgt die Reinigung CD4-exprimierender Kar
diomyozyten aus den gebildeten Embryoid Bodies.
Analog dem von Makino et al. a. a. O, für murine Stromazellen
optimierten Protokoll wird auch bei Stromazellen der Ratte und
des Menschen die Differenzierung durch die Gabe von 5'-Azacyti
din angeregt.
3. Für die Reinigung CD4-exprimierender Kardiomyozyten muß
zunächst eine Einzelzellpräparation aus den Embryoid Bodies
hergestellt werden. Die typischerweise dafür eingesetzten En
zyme Kollagenase bzw. Trypsin können nicht verwendet werden,
da sie das verwendete CD4-Oberflächenmolekül abbauen würden,
Abhilfe schafft eine nicht-enzymatische Zelldissoziationslö
sung, die z. B. von Sigma erhältlich ist. Einzelzellen werden
anschließend mit anti-CD4-Antikörpern inkubiert. Die Antikör
per binden an ihr entsprechendes Antigen und markieren somit
alle CD4-exprimierenden Zellen. Da die Antikörper ihrerseits
an paramagnetische "Mikrobeads" gekoppelt sind, ist es möglich,
den Komplex bestehend aus CD4-exprimierendem Kardiomyozyt, an
ti-CD4-Antikörper und "Mikrobead" in an sich bekannter Weise
über ein externes Magnetfeld zu isolieren.
Die durch paramagnetische "Mikrobeads" markierten Zellen werden
in einer von der Firma Miltenyi Biotec gelieferten Säule dem
Feld eines starken Magneten ausgesetzt. Das Säulenmaterial be
steht aus ferromagnetischen Partikeln, welche mit einer zell
freundlichen hydrophilen Beschichtung versehen sind. Die durch
"Mikrobeads" markierten Zellen verbleiben zunächst auf der
Trennsäule, während nicht markierte Zellen ausgewaschen werden.
Das Abschalten des Magneten führt schließlich zur Elution der
markierten Zellen. Die gesamte Reinigung dauert ca. 1-2 Stun
den. Ein Ablösen der paramagnetischen "Beads" von der Zello
berfläche ist auf Grund ihrer geringen Größe und ihrer Zusam
mensetzung (Eisenoxid und Polysaccharid) nicht nötig. Die Auf
trennung ist daher deutlich schneller und zellschonender als
die Auftrennung über den Zellsorter.
4. Die Ausbeute und Beschaffenheit der gereinigten Zellen wird
anschließend über die Expression der EGFP-Kassette durch FACS-
Analyse bzw. Fluoreszenzmikroskopie bestimmt. Die Expression
von CTLA4-Ig läßt sich mittels monoklonaler anti-CTLA4-Ig-Anti
körper und indirekter Immunfluoreszenz ebenfalls in der FACS-
Analyse bzw. im ELISA nachweisen.
-//CMV-MLC-2v/CD4/IRES/VEGF//PGK-Neo//PGK-CTLA4-Ig//-
In analoger Weise wie in Beispiel 1 beschrieben wird ein Kon
strukt hergestellt, das anstelle der EGFP-Kassette das thera
peutische VEGF-Gen (Carmeliet, P., et al. (1999) Nature Med. 5,
495) umfasst. Die auf diese Weise genetisch veränderten Kardiomyozyten
fungieren dann als "Carrier", um den Angiogenesefaktor
lokal im Myokard zu applizieren.
Bei der therapeutischen Verwendung VEGF-exprimierender Plasmide
sollen, um eine Immunreaktion des Körpers zu minimieren, alle
im transgenen Expressionsvektor vorhandenen Gene humanen Ur
sprungs sein. Dies wiederum bedeutet, daß neben dem bereits
ersetzten EGFP-Gen auch das noch vorhandene bakterielle Neo-
Resistenzgen entfernt werden muß. Die für die Entfernung frem
der Gene verwendete Strategie wird in Fig. 1 verdeutlicht. Im
dargestellten, für therapeutische Ansätze verwertbaren Expres
sionsvektor, ist die Neo-Kassette durch nicht kopierende soge
nannte LoxP-Signalsequenzen flankiert. Werden Transgen-positi
ve ES- bzw. Stromazellen noch vor der Differenzierung in Kar
diomyozyten transient mit einem Cre-Expressionsverktor (PGK-
Cre) transfiziert, so werden durch die Aktivität der Cre-Rekom
binase LoxP-flankierte Genbereiche aus dem Genom entfernt, wo
bei eine der LoxP-Sequenzen im Genom verbleibt (Selbert, S.
(1999) BIUZ, 29, 70).
Claims (29)
1. Expressionskassette dadurch gekennzeichnet, dass sie unter
der genetischen Kontrolle eines organ- oder gewebespezifi
schen Promotors sowie gegebenenfalls eines oder mehrerer
weiterer regulatorischer Elemente 3'-stromabwärts vom Pro
motor die kodierende Nucleotidsequenz wenigstens eines
nicht-immunogenen, an der Zelloberfläche lokalisierenden
Rezeptors umfasst.
2. Expressionskassette nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß die kodierende Nucleotidsequenz des Rezeptors in
einem polycistronischen Gen enthalten ist, welches außer
dem die kodierende Sequenz für wenigstens ein Markergen
oder wenigstens ein erstes therapeutisches Gen umfasst.
3. Expressionskassette nach Anspruch 2, dadurch gekennzeich
net, daß das poly-cistronische Gen ein bi-cistronisches
Gen ist und die regulatorische Sequenz einer Internal Ri
bosome Entry Side (IRES) umfasst.
4. Expressionskassette nach einem der vorhergehenden Ansprü
che, dadurch gekennzeichnet, dass der Rezeptor Affinität
zu einem Liganden besitzt.
5. Expressionskassette nach Anspruch 4, dadurch gekennzeich
net, daß der Rezeptor ein Oberflächenantigen ist, das im
munologische Affinität zu einem gegebenenfalls immobili
sierten Immunglobulin-Molekül besitzt.
6. Expressionskassette nach Anspruch 5, dadurch gekennzeich
net, daß das Oberflächenantigen das CD4-Antigen oder ein
verkürztes Fragment davon, vorzugsweise dessen extrazel
luläre und Transmembran-Domäne, ist.
7. Expressionskassette nach einem der Ansprüche vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie außerdem
ein reversibel integriertes Resistenzgen umfasst.
8. Expressionskassette nach Anspruch 7, dadurch gekennzeich
net, daß das Resistenzgen durch LoxP-Sequenzen flankiert
wird.
9. Expressionskassette nach Anspruch 2, dadurch gekennzeich
net, dass das Markergen das EGFP-Gen ist.
10. Expressionskasette nach einem der vorhergehenden Ansprü
che, dadurch gekennzeichnet daß sie außerdem ein zweites
therapeutisches Gen umfaßt.
11. Expressionskassette nach Anspruch 2 oder 10, dadurch ge
kennzeichnet, dass das erste und zweite therapeutische Gen
unabhängig voneinander ausgewählt sind unter Genen für
Angiogenense-Faktoren, wie insbesondere dem vascular endo
thelial growth factor (VEGF) Gen, dem basic fibroblast
growth factor (bFGF) Gen, dem acidic fibroblast growth
factor (aFGF) Gen, dem Angiopoietin-, Activin- oder Folli
costatin-Gen, und Immunsuppressionsgenen, wie insbesondere
dem CTLA4-Ig Fusionsgen.
12. Expressionskassette nach einem der vorhergehenden Ansprü
che, deren kodierenden Sequenzen im wesentlichen für hu
mane oder humanisierte Genprodukte kodieren.
13. Expressionskassette nach einem der vorherigen Ansprüchen,
dadurch gekennzeichnet, dass als organ- oder gewebespezi
fischer Promotor der ventrikelspezifische Myosin-Leichte-
Kette-2 (MLC-2v) Promotor verwendet wird.
14. Expressionskassette nach Anspruch 13, dadurch gekennzeich
net, dass sie in 5'-3'-Richtung wenigstens eine der fol
genden Teilsequenzenfolgen umfasst:
- a) MLC-2v-Promotor, CD4-extrazelluläre und transmembrane Domäne, IRES, Angiogenesefaktor;
- b) CMV-Enhancer, MLC-2v-Promotor, CD4-extrazelluläre und transmembrane Domäne, IRES, Angiogenesefaktor;
- c) CMV-Enhancer, MLC-2v-Promotor, CD4-extrazelluläre und transmembrane Domäne, IRES, Angiogenesefaktor, PGK- Promotor, CTLA4-Ig Fusionsprotein; und
- d) CMV-Enhancer, MLC-2v-Promotor, CD4-extrazelluläre und transmembrane Domäne, IRES, Angiogenesefaktor, LoxP, PGK-Promotor, Resistenzgen, LoxP, PGK-Promotor, CTLA4-Ig Fusionsprotein.
15. Expressionskassette nach einem der Ansprüche 13 bis 14,
deren kodierenden Sequenzen im wesentlichen für humane
oder humanisierte Genprodukte kodieren.
16. Vektor, umfassend einen Expressionskassette nach einem der
Ansprüche 1 bis 12.
17. Vektor, umfassend einen Expressionskassette nach einem der
Ansprüche 13 bis 15.
18. Verfahren zur Isolierung in vitro differenzierter organ-
oder gewebespezifischen Körperzellen eines Säugers, wobei
man
- a) in pluripotente Vorläuferzellen, ausgewählt unter embryonalen Stammzellen, Primordialzellen und Knochenmarks-Stromazellen eines Säugers, einen organ- oder gewebespezifischen Expressionsvektor nach Anspr uch 16 einbringt;
- b) transgenpositive Zellen selektioniert;
- c) aus den selektionierten Zellen gegebenenfalls vorhan dene Resistenzgene entfernt;
- d) in den so erhaltenen Zellen die Differenzierung zu einer die gewünschten organ- oder gewebespezifischen Körperzellen umfassenden Zellpopulation induziert und erforderlichenfalls eine Einzelzellpräparation her stellt; und
- e) die Rezeptor-exprimierenden differenzierten Körper zellen mit Hilfe Rezeptor-spezifischer Liganden affi nitätsreinigt.
19. Verfahren zur Herstellung von ventrikulären Kardiomyozy
ten, wobei man
- a) in pluripotente Vorläuferzellen, ausgewählt unter embryonalen Stammzellen, Primordialzellen und Kno chenmarks-Stromazellen eines Säugers, einen ventri kelspezifischen Expressionsvektor nach Anspruch 17 einbringt;
- b) transgenpositive Zellen selektioniert;
- c) aus den selektionierten Zellen gegebenenfalls vorhan dene reversibel integrierte Resistenzgene entfernt;
- d) in den so erhaltenen Zellen die Differenzierung zu einer Kardiomyocyten umfassenden Zellpopulation indu ziert und erforderlichenfalls eine Einzelzellpräpara tion herstellt; und
- e) die Rezeptor-exprimierenden differenzierten ventriku lären Kardiomyozyten mit Hilfe Rezeptor-spezifischer Liganden affinitätsreinigt.
20. Verfahren nach Anspruch 18 oder 19, dadurch gekennzeich
net, daß man als reversibel integrierte Resistenzgene
LoxP-flankierte Resistenzgene verwendet, und zur Entfer
nung dieser die Zellen mit einem Cre-Rekombinase kodieren
den Expressionsvektor transient transfiziert.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 bis 20, dadurch ge
kennzeichnet, daß die embryonalen Stammzellen gewonnen
wurden aus
- a) Blastozysten oder
- b) enukleierten Oocyten, in welche der Kern einer differenzierten adulten somatischen Körperzelle transfe riert wurde.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 bis 21, dadurch ge
kennzeichnet, dass die Rezeptor-spezifischen Liganden an
paramagnetische Mikrobeads gekoppelt sind und die Ligan
den-markierten Zellen in einem Magnetfeld von nichtmar
kierten Zellen getrennt werden.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 18 bis 22 zur Herstel
lung körpereigener (autologer) humaner Körperzellen, wobei
man die pluripotenten Vorläuferzellen aus einem autologen
menschlichen Spender gewinnt.
24. Transgene Kardiomyocyten mit einem elektrophysiologisch
vetrikulären Eigenschaftsspektrum.
25. Transgene Kardiomyocyten nach Anspruch 24, mit einem, meh
reren oder allen der folgenden elektrophysiologischen
Merkmalen:
- a) Membranpotential im Bereich von etwa -68,6 ± 2,8 mV;
- b) Membranpotentiallänge im Bereich von etwa 118,3 ± 15,2 ms;
- c) Overshoot im Bereich von etwa 34 ± 3,9 mV;
- d) kein Ansprechen des Membranpotentials und der Ak tionspotentiallänge auf 1 µm Carbachol; und
- e) Verlängerung des Aktionspotentials durch Gabe von 0,1 µm Isoprenalin.
26. Transgene Kardiomyocyten nach Anspruch 25, enthaltend we
nigsten einen Vektor nach Anspruch 17.
27. Transgene Kardiomyocyten erhältlich nach einem Verfahren
gemäß einem der Ansprüche 19 bis 23.
28. Transgene Körperzellen erhältlich nach einem Verfahren
gemäß Anspruch 18 oder 20 bis 23.
29. Verwendung transgener Zellen nach einem der Ansprüche 24
bis 28 zur, vorzugsweise autologen, Zelltransplantation
oder zur Gentherapie, wie insbesondere zur zellvermittel
ten Gentransplantation.
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