Verfahren zur Herstellung von Fermenten Es ist bekannt, Fermente durch Mikro organismen zu erzeugen. Man geht dabei zum Beispiel so, vor, düss ein Nährboden mit Schimmelpilzkulturen besonderer Rasse, zum Beispiel Aspergillus orycae, Aspergillus niger, beimpft wird. Der Nährboden besteht. meist aus Kleie und bestimmten Mineralsalzen. Auch d'er Zusatz von Eiweissstoffen, Zucker, Zellulose zu dem Nährboden ist bekannt.
Die auf diesen Nährböden gewachsenen Schimmelpilz- oder Bakterienkulturen zeigen je nach der Art und Herkunft der Mikro organismen mehr oder weniger hohen Per mentgehalt. Insbesondere erzeugt man auf diese Weise Protease und Amylase und ver wendet die so gewonnenen Enzyme für tech nische Zwecke in der Bäckerei, Brennerei und zur Herstellung von Arzneimitteln.
Auch die Kulturbedingungen für die Her stellung von Fermenten mit Hilfe von Mikro organismen können als bekannt vorausgesetzt werden. Das Wachstum der M zkroorganismen auf den bisher verwendeten Nährböden mit den bekannten Zusätzen lässt jedeeh oft zu wünschen übrig, .So dauert die Herstellung von Fermenten mit Hilfe von Mikroorganis men je nach den verwendeten Bakterien- oder Schimmelpilzkulturen meist 30 bis 60 :Stun den, wobei die F'ermentbildung verhältnis mässig gering ist.
Ausserdem erhält man nach dem bis jetzt bekannten Verfahren hauptsächlich amylase- und proteasereiche Gemische, während. die Bildung von Lypase und Oxydase durch Mikroorganismen wenig beachtet wurde.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Fer menten durch Züchtung von Mikroorganis men, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man dem Nährboden phosphatidreichen Ölschlamm, wie er bei der Pressung ode=r Extraktion von Ölsaaten anfällt, zusetzt.
Man kann auf diese Weise mit Hilfe von oxydase- und lypasebil- denden Mikroorganismen ein oxydase- und lypasereiches Fermentgemiseh gewinnen und das Wachstum der Schimmelpilz- bzw. Bak- terienkulturen beschleunigen. Vorzugsweise werden dem Nährboden geringe Mengen von Wasserstoffsuperoxyd oder dessen Salzen zu gegeben.
Um die Bildhzng von Oxydase zu för dern, ist es vorteilhaft, dem Nährboden ausser dem pflanzliche, peroxydasereiche Stoffe, wie zum Beispiel Meerrettich, zuzugeben. In die sem Fall kann auch auf den Zusatz von Was serstoffsuperoxyd oder dessen Salzen verzich tet werden.
Durch die Zugabe von Ölschlamm, insbesondere solchem von stark ungesättigten Ölen, zum Nährboden wird dieser mit wachs- tumf6rdernden Stoffen angereichert und durch seinen Ölgehalt die Bildung von Lypase durch Mikroorganismen begünstigt. Der Zu satz von pflanzlichen,
peroxydasereichen Stof- fen oder von Wasserstoffsuperoxycd oder des sen Salzen bringt eine wesentliche .Steigerung der Oxydasebildung. Voraussetzung für die Bildung von Lypase- und Oxydase-Fermen- ten ist verständlicherweise die Verwendung von solchen Mikroorganismen, die von Natur aus die Fermente, wenn auch in geringer Menge, bilden. Als Beweis für die verstärkte Oxydasebildung sei folgender Versuch ange führt:
Ein Nährboden aus Kleie und Mineral salzen der üblichen bekannten Zusammenset zung, beimpft mit Aspergillus orycae, zeigt. nach der völligen Bewacllsung innerhalb von drei Tagen unter den üblichen Kulturbedin gungen einen Oxydasegehalt von 40 mg pro 100 g.
Züchtet man den gleichen Aspergillus orycae auf einem Nährboden, der Ölschlamm und 0,51/o Natriumslxperoxyd enthält, unter gleichen Bedingungen wie oben, so erhält man eine Schimmelkleie, die nach Abzug des Blind wertes für Natriumsuperoxyd eine Peroxy- dasewirkung von 120, mg pro 100 g hat.
Die Erzeugung von insbesondere oxydase- und lypasereichen Fermentgemischen, die ausserdem auch noch eine Reihe weiterer En zyme, -wie zum Beispiel Diastasen und Pro- teasen, enthalten können, ist besonders für die Herstellung einer Fermentdiät von grosser Be deutung, da diese Fermente für die Aufrecht erhaltung der organischen Lebensvorgänge notwendig sind.
Alle natürlichen Nahrungs mittel, sowohl die pflanzlicher als auch die tierischer Herkunft, enthalten in rohem un verändertem Zustand kleine Mengen von die sen Fermenten, die bei der üblichen Zuberei tung der Nahrungsmittel durch Kochen, Ste rilisieren, Pasteurisieren, Braten, Backen, Raffinieren usw. zum grossen Teil zerstört werden.
Es ist ein Irrtum, wenn bisher allgemein angenommen -wurde, dass die Nahrungsfer mente durch die Pepsin@Salzsäure des Magens zerstört werden. Durch Untersuchungen von Freudenberg und Buchs (s. Die Biologie des -L#lagenkathepsinsy>, Verlag S. Karger, Basel, 1947) ist sichergestellt4 dass bei einem pH-Wert von 6 bis 6,5 im Speisebrei die Nah- rungsfermente erhalten bleiben und den Ma gen passieren.
Wenn auch die Nahrungsfer mente nicht in ihrer komplexen. Form durch die Darmwand diffundieren, so werden doch mindestens die Cofermente, die auch Vitamine sein können, resorbiert und gelangen so in die Lymphbahn. Als arteigene Fermente wer den sie im Stoffwechselgeschehen wieder auf gebaut lind stärken somit. den Fermenthaus- halt.
Es hat sich gezeigt, dass die nach dem er findungsgemässen Verfahren gewonnenen Fer- mentgemische, insbesondere auf Kleienähr- böd'en, für die Herstellung einer F'ermen.t- diät geeignet sind!. Diese Fermentgemische können allein oder mit Milchsäurekulturen, Milchzucker, vitamin-C-reichen Fruchtsäften, oxydasereichen Drogen,
Vollkornschrot usw. gemischt und zu Tabletten oder Granulat ver formt werden.
Beispiele 1. 18 kg Weizenschalenkleie werden mit 6 kg Weizenkeimen als Peroxydaseträger und 1 kg Ölschlamm, gewonnen bei der hydrau lischen Pressung von Leinöl mit 2,4, kg Milch eiweiss" 18 Liter Mineralsalzlösung und 18 Liter Brunnenwasser gemischt. Die Mi schung wird auf Horden ausgebreitet und in einem geschlossenen Brutraum mit strömen dem Dampf eine Stunde bei 100 C sterilisiert.
Nach dem Abkühlen auf 30 bis 3@ä C.beimpft man den Nährboden mit Konidien einer Kul tur Aspergillus orycae, die zur starken En zymbildung geeignet ist, und lässt den Nähr boden bei. 28 biss 30 ' C bewachsen. Für fixte Belüftung mit steriler Luft und Befeuchtung ist dabei unbedingt zu sorgen. Die beim Wachstum des Pilzes auftretende Erwärmung muss durch Abkühlung mit feuchter Luft abgeleitet werden. Die Temperatur darf nicht über 3-5",C steigen.
Nach 60 bis 70 Stunden ist der ganze Nährboden einheitlich bewach sen. Die so gebildete Schimmelkleie wird nun mittels eines Reisswolfes zerkleinert und bei 30 bis 40' C in einem Trockenschrank getrock net. Die so gewonnene Kultur enthält zur Hauptsache die Fermente Amylasen, Pro- teasen, Lypasen und! Oxydasen. Sie -wird feinst vermahlen und kann mit Meerrettich-, Selle rie-, Porree-, Majoran-, Dillkrautpulver, Pa prika gemischt,
als würzige Fermentdiät zum Hineinstreuen in Suppen, Saucen usw. und zum Einnehmen in reiner Form oder zusam men mit Wasser verwendet, werden.
2. 10 kg grobes Sägemehl, 8 kg Weizen kleie, 1 kg Ölschlamm, gewonnen bei der Ex traktion von Maiskeimöl mit Benzin, 0,1 kg Wasserstoffsuperoxyd, 5prozentig, 6 kg Hafer schalen, 2 kg Fiseheiweiss, 16 Liter Wasser und 18 Liter Nährsalzlösung werden intensiv gemischt und auf Horden ausgebreitet. Die Sterilisation und Beimpfung erfolgt wie in Beispiel 1 angeführt. Als Impfmaterial wer den Sporen von Aspergillus n'iger verwendet. Das gebildete enzymreiche Material wird mit Wasser extrahiert und der Extrakt im Va kuum bei 4-0 C eingedickt.
Der so gewonnene Sirup enthält die in der Schimmelkleie gebil deten Enzyme, die Amylasen, Proteasen, Ly- pasen und Oxydasen in hochkonzentrierter Form und kann für technische Zwecke (Bäckerei und Textilindustrie) Verwendung finden.
3. 21 kg @Veizenschalenkleie, 1 kg Öl- schlamm, gewonnen bei der hydraulischen Pressung von Weizenkeimöl, 2 kg Milcheiweiss, 16 Liter Brunnenwasser und 18 Liter Nähr salzlösung werden intensiv verarbeitet, auf Horden gebracht und sterilisiert, mit Sporen von Aspergillus orycae beimpft. Die fertige Schimmelpilzkultur enthält zur Hauptsache Amylasen, Proteasen und Lypasen,
aber nur wenig Oxydasen. .Sie wird getrocknet, leinst vermahlen. und kann mit .Sanddornbeeren- saft, 'Traubenzucker und Milchsäurekulturen, Milchzucker, Vollkornmehl usw. gemischt und tablettiert, als vorzügliches Magen-Darm- Regu'luns verwendet werden.